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Bergtouren-Andekdoten

 

Kurze Geschichten, wie ich sie in den Bergen erlebte

 

(von Konrad Weber)

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Berg-Erlebnisse mit dem Wetter

 

Das prächtigste Gewitter (10.6.2000)

 

Mein schönstes Gewitter erlebte ich im Zelt auf der zweiten Expedition ins Val Grande. Nach dem ich mit Mathias bei der Forstwarthütte im Zentrum des Valgrande-Nationalparks zu Nacht gegessen hatte, entschlossen wir uns, trotz des instabilen Wetters das Zelt aufzu­stellen, denn zum einen war es in der Hütte schmutzig, und zum andern wollten wir das Zelt nicht vergebens herumgetragen haben. Kaum hatten wir es aufgestellt, begann es zu regnen. Weil das Val Grande eigentlich einen Kessel mit sieben Nebentälern und einer engen Schlucht als Ausgang darstellt, fand die Gewitterzelle, die sich hier hinein verirrt hatte, nicht mehr heraus. Da wir in der Mitte dieses Kessels zelteten, konnten wir es seine Runden drehen hören, manchmal auch überall oder direkt über uns, überlagert mit dem Echo von allen Hängen. Dank dem dünnen Zeltstoff war die akkustische Vorführung auch optisch hautnah mit zu erleben, unter­stützt durch das Wasser, das durchsickerte (am meisten nass wurde mein Portemonnaie, so dass ich richtiggehend Geldwäscherei betrieben hatte). Das Donnerkonzert umfasste zwei Sätze zu je zwei Stunden, aber es wurde einem nie langweilig dabei; nach mehreren Fortissimi und dem Decre­scendo regnete es den ganzen nächsten Tag weiter.

 

 

Gewitter im Halbstundentakt (23.7.1996)

 

Das Wetter auf der Velotour mit Simon und Matthias von Martigny ans Mittelmeer war eigentlich in Ordnung. Als wir aber das enge Tal des Arc hinunterfuhren, kam uns auf einmal eine Gewitterzelle entgegen. Wir standen ihr einen Kilometer vor Lanslebourg gegenüber, dort wollten wir unterstehen; doch wir schafften es nicht mehr. Der erste Windstoss des kleinen Monsters fegte uns einen nach dem andern um. Wer irgendwie fahren oder laufen konnte, floh zum Dorf hin, während der Himmel ausschüttete, was er konnte. Auf diesem Kilometer wurden wir nicht nur durchnässt, sondern wir verloren einander sogar, bis ein Einheimischer mit seinem Auto bei den drei verschiedenen Unterständen, unter denen jeder von uns Schutz gesucht hatte, hielt und uns so eine Kommuni­kationsmöglichkeit vermittelte. Zehn Minuten später war alles vorbei und die Sonne schien, doch im selben Tal kam uns nochmals ein Gewitter entgegen, aber immerhin ein schwächeres. Am folgenden Tag stiegen wir zum Col du Galibier auf, wobei fünf Microgewitter im Halbstundentakt vorbeizogen, glücklicherweise hatte es alle 200 Höhenmeter ein Haus zum Unterstehen. Das Schlussstück war freundlicher, doch der Schein trügte, denn genau als wir die Passhöhe erreichten, begann es zu hageln, und ich war froh, dass ich den Velohelm anhatte.

 

 

Kontinentaler Schnee (2.6.2001)

 

Als ich mein Semester in Norwegen begann, konnte ich bis Ende April nichts anderes unternehmen als Langlaufausflüge, denn die Strassen waren vereist und die Berge mit Pulverschnee überzogen. Als die Temperaturen erstmals über null stiegen, wagte ich mich auch zu Fuss auf die Berge. Ich stellte fest, dass der Schnee auf den Inseln zwischen der Stadt Tromsø und dem Nordpolarmeer bereits hart genug war, so dass man darauf laufen konnte. Sobald ich aber einen Ausflug auf dem Festland unternahm, sank man im nassen Schnee tief ein. Ein Schweizer Kollege bemerkte dieses Phänomen auch, und wir führten die Begriffe „insulärer Schnee“ und „kontinentaler Schnee“ ein. Für das Pfingstwochenende hatte ich einen grösseren Ausflug geplant und fuhr mit dem Velo an die Grenze zu Finnland, also ins Landesinnere. Es geschah, dass der erste Gipfel über 1000 m ü.M., den ich in Nordeuropa bestieg, ausgerechnet in Finnland, dem Land der flachen Wälder und Seen, zu liegen kam. Schon an diesem Hügel, aber auch als ich zum Dreiländereck Schweden-Finnland-Norwegen laufen wollte, musste ich Schneefelder passieren, die einen Superlativ von kontinentalem Schnee darstellten. Der finnische Schnee war so nass und weich, dass man metertief darin einsank. Den Dreiländerpunkt konnte ich deshalb nicht erreichen und fuhr lieber zurück ans Meer. Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Schneeregel mit dem Abstand zum Meer in den Alpen nicht gilt.

 

 

Steinzeit-Snowboard (19.6.2001)

 

Ich hatte mich zuvor erst zweimal auf ein Snow­board gewagt. In Norwegen stellte ich jedoch fest, dass man diesen Spass auch mit den einfachsten Mitteln bekommen kann. In einer Nacht, in der in Tromsø die Sonne nicht tiefer geht, als 3 Grad über den Horizont, bestieg ich mit drei Kollegen den Hausberg der Stadt. Auf dem Abstieg vom Tromsdalstind (1238 m ü.M.) hatte es einige Schneefelder zum hinab­rutschen. Weil mir der nasse Schnee in die Schuhe kam und weil dort viele grosse Schieferplatten herumlagen, machte ich bei einem steilen Schnee­feld den Versuch, auf einer Schieferplatte stehend zu rutschen. Wenn der Schuh auf dem Stein guten Halt hatte, funktionierte dies erstaunlich gut. Ich konnte mit Gewichtsverlagerungen sogar steuern und kam rassig voran. Doch in der ersten Kurve verlor ich das Gleichgewicht und mein Snowboard im Steinzeitlook fuhr ohne mich hinunter.

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Sonnenbrand um Mitternacht (Mai 2001)

 

Ein paar Wochen, nachdem ich mir in Tromsø ein Velo zugelegt hatte, kannte ich die Umgebung schon ziemlich gut, so gut sogar, dass meine einheimischen Arbeitskollegen den Eindruck hatten, wenn jemand einen Tipp für eine schöne

 

 

Wächte im Nebel I (20.1.2001)

 

Wir waren zu dritt auf einer Skitour über die Fuorcla da Tschitta zwischen Preda und Tinizong und freuten uns oben auf dem Pass auf die Abfahrt, als wir in eine dichte Wolke gehüllt wurden. Die Sicht reichte ungefähr 5 m weit. Da ich Karte, Kompass und Höhenmeter dabei hatte, sah ich kein Problem darin, bedauerte lediglich die fehlende Aussicht und fuhr voraus. Ich wollte in eine kleine Talform fahren um jener zu einem zugefrorenen Seelein folgen. Als ich den Boden des Tälchens gefunden hatte, suchte ich den Ausgang, aber irgendwie ging es auf allen Seiten hinauf. Ich zückte sofort die Karte und konnte es nicht glauben, in einer Depression gelandet zu sein, wo doch die Landestopographie gar keine eingezeichnet hatte. Probieren geht über studieren, und so folgte ich der Höhenlinie, auf der ich gerade stand und wäre wirklich im Kreis herum gelaufen, wenn mich nicht der eine Hang, verdächtig stark an die Lee-Form einer Schneewächte erinnert hätte. Tatsächlich hatte eine 5 m hohe Wächte den Ausgang des Tales versperrt. Zum Nachprüfen stieg ich über die Wächte und fuhr etwas hinab; als es nach 50 m immer noch bergab ging, wusste ich, dass dies das Tälchen sein musste. Man hatte in diesem dichten Nebel immer das Gefühl, alles bewege sich, sei es ein Stein, den man sah, oder der Boden, auf dem man stand, denn das Gleichgewichtsorgan war ganz auf sich selbst gestellt. Unangenehm war es auch, wenn man anhalten wollte und danach nicht sicher war, ob man nun noch fuhr oder wirklich stillstand. Später fanden wir eine Hasenspur, der wir folgten, bis es eindeutig war, dass der Hase nicht nach Tinizong wollte. Glücklich war ich, als ich am angepeilten Ort mit dem Skistock im Schnee grub und auf Eis stiess, als Beweis den See getroffen zu haben. Bald danach lichtete sich die Sicht und wir schafften es noch vor Einbruch der Dunkelheit ins Dorf.

 

 

Wächte im Nebel II (24.4.1999)

 

Eine Studienkollegin, die erst zweimal auf Skis gestanden war und noch nie im Neuschnee, wollte gerne mal auf einen Dreitausender, deshalb nahm ich sie mit auf das Simelihorn mit seinen 1700 m Aufstieg. Fazit: Wir hatten etwas länger als geplant; aber ich war auch der einzige, der auf der Abfahrt stürzte. Leider war es die meiste Zeit neblig (was nicht heisst, dass man keinen Sonnenbrand bekommen kann, aber das glaubte mir meine Kollegin erst am Tag danach), und ich wählte im oberen Teil einen flacheren Hang zur Abfahrt als im Aufstieg, was bedeutete, dass ich mich nicht an der Aufstiegsspur orientieren konnte. Die Sicht reichte nur knapp bis zur eigenen Skispitze, das lokale Gelände konnte man also nur mit den Skis abtasten. Als ich voranfuhr, hatte ich plötzlich das Gefühl, keinen Untergrund mehr zu spüren. Irgendwie war nicht nur links und rechts, vorne, hinten und oben Nebel, sondern auch unter mir. Das verwirrte mich, denn laut Karte war es ein gleichmässiger, sanfter Hang, also war ich gespannt, was nun passieren würde. Ein paar Sekunden später versank ich im Pulverschnee, es hatte sich im Hang eine Wächte gebildet. Meine Kollegin staunte auch nicht schlecht, als sie meine Spuren im nichts verschwinden sah, auf jeden Fall konnte sie noch vorher bremsen.

 

 

Gewitter-Route (8.8.2007)

 

Geplant hatte ich, dass das Survival-Lager des Bibellesebundes diesmal auch auf einer einsamen Insel stattfinden würde. Inseln gibt es aber in der Schweiz nicht viele, schon gar nicht einsame oder öffentlich zugängliche. Die kleine Insel im Bergsee Laiozz (Peccia-Tal) schien mir dennoch geeignet zu sein. Die Insel war zwar klein, hatte aber drei Felsen und etwas Gras dazwischen. Beim Rekog­noszieren bedauerte ich, dass die Insel nur knapp vom Festland getrennt war und baute am Ausfluss eine kleine Staumauer. Als wir dann im Lager am 7.8.2007 ankamen, war sie immer noch vom Festland aus mit grossen Schritten von Stein zu Stein trockenen Fusses erreichbar. Das Wasser war trotz der Höhe von 2365 m ü.M. noch 17 °C warm, wir stellten unsere Zelte und Plachenkonstruk­tionen auf. Am nächsten Tag war es ziemlich regnerisch. Als es darum ging, an einer Wanderung teilzunehmen, konnten sich nur 3 Personen dafür begeistern, leider begann es eine Stunde nach dem Start wieder zu regnen. Der Niederschlag hielt 18 Stunden ununterbrochen an, davon 6 Stunden Dauergewitter und 4 Stunden Schneefall. Die Folgen waren, dass wir auf der Wanderung eine lange Pause in der Cristallina-Hütte einlegten, den Weg möglichst unter der Hoch­spannungs­leitung gingen (Blitz-Schutz), die meisten Schlaf­säcke  nass wurden, ein Zelt vom Schnee eingedrückt so eingedrückt wurde, dass sich darauf ein kleiner See inklusive Eisbergen bildete, die Wassertemperatur auf 2 °C sank und der Seespiegel um einen halben Meter anstieg (der Abstand vom Ufer zur Insel vergrösserte sich von 5 auf 17 m). Als wir dann am Morgen des 9.8.2007 weiterziehen wollten, kalt hatten und schon viel von unserem Material nass war (meine Schuhe hatte ich unter 2 cm Neuschnee vorgefunden), waren wir wirklich auf einer Inseln und mussten durch das tiefe, kalte Wasser ans Ufer zurückwaten. Dass ich ein halbes Jahr zuvor noch eine Staumauer am Ausfluss gebaut hatte, behielt ich dann für mich.

 

 

Unfreiwillige Übernachtung im Schnee (30.5.1999)

 

Unfreiwillig und ohne Zelt hatte ich einmal im Schnee übernachten müssen, und zwar weil Matthias und ich die glorreiche Idee hatten, auf einer Velotour zum Stilfserjoch an Pfingsten eine Abkürzung über einen Pass ohne Strasse auf 2540 m ü.M. zu nehmen. Solange noch eine Kiesstrasse in das Seitental führte, war alles in Ordnung. Danach waren es noch zwei flache Kilometer bis zur Passhöhe, doch es hatte Schneefelder dazwischen, auf welchen wir bis zu den Hüften einsanken, während wir die Velos trugen. Unterdessen wurde es Nacht und meine Halbschuhe waren voll Schmelz­wasser.

 

 

Tour brauche, solle er sich an mich wenden. So geschah es, dass eine Norwe­gerin, die den ganzen Winter auf der Bäreninsel gearbeitet hatte (wo die Sonne bis in den März fast gar nie scheint) und deshalb eine extrem bleiche Haut hatte, neu an unser Institut in Tromsø kam, und sich erkundigte, wo man eine schöne Wanderung machen können. Sie wurde eben an mich verwiesen und ich gab ihr den Tipp am Abend auf den Berg Kjølen zu gehen, man habe dort (besonders jetzt, wo die Mitternachtssonne gerade begonnen hat) eine schöne Aussicht. Am nächsten Morgen hatte sie einen Sonnenbrand – von der Nachtwanderung!

 

Die kleine Hütte auf dem Pass war unsere Hoffnung, doch sie war militärischen Ursprungs und daher total verriegelt. Doch im Wind­schatten der Hütte hatte es einen Quadratmeter ohne Schnee, dort warteten wir den Morgen ab. Irgend­wie war es noch speziell mit dem Mondlicht zwischen den Drei­tausendern. Es war gar nicht so kalt, aber doch kalt genug, dass der Schnee am Morgen gefroren war und man nicht mehr einsank. Am nächsten Tag sind wir dann aber wieder heim­wärts gefahren.

 

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Berg-Erlebnisse mit Rädern

 

Die schnellste Platte (13.7.2000)

 

Als Matthias und ich dann doch noch über den zweithöchsten Pass Europas, das Stilfserjoch, fuhren, fanden wir dort eine schneefreie Kiesstrasse, die noch höher hinauf zu einem Skigebiet führte; so kam mein höchster Punkt mit Velo auf 3108 m ü.M. gelegen. Lustig war es, dass wir von dort zum höchsten Strassenpunkt der Schweiz 600 Höhenmeter hinunterfahren konnten. Auf der weiteren Abfahrt ins Veltlin hörte ich plötzlich ein Zischen und fühlte, dass der Hinterpneu nicht mehr so viel Luft hatte. Wir hatten zwar Flickzeug dabei, aber keine Pumpe, zudem befanden wir uns mitten in einer Schlucht. „Bis Bormio geht es ja nur bergab“, sagte ich, und wir fuhren weiter. Ich setzte auch den Dynamo ans Vorderrad um die noch verbliebene Bremse zu entlasten. Das Schleudern in den Kurven und der Schütteltakt des Ventils auf der Hinterrad-Felge machten mir jedoch Mühe. In Bormio war nirgends eine Werkstatt zu finden. Eigentlich hätten wir zwei Stunden später den Zug im 39 km entfernten Tirano zur Heimreise nehmen wollen. Da es nochmals 800 m Abstieg auf der Strecke hatte, Rückenwind und wenig Verkehr vorhanden war, versuchten wir, die Platte zu ignorieren. Als ich einen Handschuh zwischen Gepäckträger und Schutzblech geklemmt hatte, war der rhythmische Schlag des Ventils schon um einiges leiser. Wir kamen gut vorwärts; einmal, als es schnurgerade hinabging und Matthias neben mir fuhr, zeigte sein Tachometer 38 km/h an; das Fahrgefühl ähnelte dabei dem des Fliegens. In Tirano kamen wir noch eine halbe Stunde zu früh an. Als ich schlussendlich von Zofingen nach Hause fuhr, fiel sogar noch der Wechslerbügel spontan ab und die Kette wurde dauernd in nichts gelenkt. Dennoch halte ich an meinem Konzept, dass ich Velos über 100 Franken nicht kaufe, denn sonst reut es mich nur, wenn etwas kaputtgeht oder es gestohlen wird.

 

 

Das Velorad-Wasserkraftwerk (7.8.2003)

 

Das Survival-Lager für Teenager des Bibellesebundes führte ich im Jahr 2003 ins Val Chironico. Dort wollten wir eine ganze Woche bleiben, wir wollten einen Weg bauen, Plachenzelte konstruieren, Pizzaöfen aufschichten und Nahrungs­mittelbeschaffen. In meinem Gepäck waren auch ein Velorad, ein Dynamo und 50 m Kabel dabei. Nachdem wir einen kleinen Bach über 100 m umgeleitet hatten, konnten wir einen Brunnen in der Nähe der Zelte errichten. Am Velorad wurden leere

 

 

 

Blechdosen befestigt, und das Rad so in den Brunnen installiert, dass es als Wasserrad angetrieben wurde. Der Dynamo wandelte die mechanische Energie dann in elektrische um. Einen Strich durch die Rechnung machte am Schluss aber der Wirkungsgrad, denn vom dem Wasser im Bach versickerten schon mal 90% im Waldboden, dann fingen die Blechdosen nur einen Bruchteil des Wassers auf, die Radhalterung hatte auch eine ge­wisse Reibung und der Dynamo war dauernd nass. Dennoch produ­zierte das Wasserkraftwerk anhaltend Strom. Wenn ich versuchte, den Strom mit dem Kabel bis zu meinem Zelt zu leiten, verebbte die Leistung im elektrischen Widerstand des Kabels, so dass kein Motörchen und keine Lampe mehr betrieben werden konnte. Immerhin war es möglich, direkt neben dem Dynamo eine schwache Leuchtdiode brennen zu lassen, so konnte man dann den Brunnen auch in der Nacht gut finden.

 

 

Reibung nützt ab (30.12.2000)

 

Neben den Skis hatte ich ins Kirchenskilager 2000/01 auch das Kickboard mitgenommen, denn ich kannte die Neigung zum Schnee­mangel im Val d’Hérens. Weil Vera erst später nachreiste, und der Bus nur dreimal pro Tag nach Sion hinunterfuhr, war es ideal, die 1000 m Höhendifferenz nach Sion mit dem Kickboard hinunter zu fahren und ihr per Zug bis Lausanne entgegen zu gehen. Im oberen Teil hatte es noch Schnee am Strassenrand, der geeignet war zum Bremsen. Durch das Bremsen mit dem Treteisen am Hinterrad begann das Rädchen bald einmal zu dampfen und es wurde dadurch auch abgewetzt. Bei einer ähnlichen Alpen-Abfahrt mit dem Kick­board ein Jahr zuvor war der Plastik der Rädchens sogar geschmol­zen. Deshalb war ich nun vorsichtiger und drückte, als es steiler wurde, auf langen Strecken den rechten Schuh auf den Boden, was zur Folge hatte, dass das Profil am rechten Schuh nach der Fahrt um zwei Millimeter dünner war als am Linken. In Sion kam ich viel zu früh an, deshalb wollte ich in Martigny einen Stopp einlegen und das berühmte Museum Fondation Pierre Gianadda besuchen. Ein Hinder­nis, mich unter die noble Gesellschaft zu mischen, stellten plötzlich meine Schuhe und meine Hosen dar, die von der nassen Strasse total verspritzt waren. Zwischen Sion und Martigny war ich in der Zugstoilette fleissig damit beschäftigt, mich zu reinigen, und ich konnte den Staub zumindest gleichmässig verteilen, so dass der Schmutz nicht mehr auffiel.

 

 

 

 

 

Berg-Erlebnisse mit Gaststätten

 

Noble Wanderer (20.7.1995)

 

Ein einziges Mal kam Vera mit mir auf einen Dreitausender. Es war eine lange Wanderung auf den Piz Nair (siehe Bericht); für den Abstieg gönnten wir uns dann die Seilbahn nach St. Moritz. Auf dem Zeltplatz von Champfèr hatten wir schon unser Zelt aufgestellt, als es uns dünkte, wir hätten schon lange nichts mehr richtig gegessen und meinten, so eine einfache nahrhafte Mahlzeit in einem Restaurant liege schon noch im Budget. In Champfèr hatte es ein Restaurant in einem alten Bündner Haus mit dem Namen Jöhri’s Talvo. Es kam uns schon komisch vor, als wir zuerst nach einer Reservation gefragt wurden, und uns beim Absitzen eine Tischkerze angezündet wurde, aber mit einem Nobelrestaurant hatten wir in diesem Bergdorf nicht gerechnet, sonst wären wir auch nicht mit den verschwitzten Kleidern und den Bergschuhen gekommen. Definitiv nobel wurde es, als ich die Speisekarte las: das Menü hätte 185 Franken gekostet, und das absolut billigste war „Geflügelkraftsuppe mit hauseigenen Ravioli“. Da man uns schon so freundlich empfangen und die Kerze angezündet hatte, konnten wir nicht mehr zurück; deshalb bestellten wir zweimal die Suppe und zwei Eistee, die gleichviel kosteten wie im Gipfel­restaurant, aber wesentlich besser schmeckten. Das erste, was uns aufgetischt wurde, waren sechs Sorten Brot mit wassergekühlter Butter; später kam der „Gruss aus der Küche“: Avocadosalat mit Rauchlachs. Natürlich war für jeden Gang separates Besteck vorhanden. In der Suppe schwammen dann ein paar einsame Ravioli und obwohl Vera bezahlen wollte, musste ich anstands­hal­ber die Note überreichen. Beim Hinausgehen bemerkte ich das warnen­de „Gault millot“-Schildchen neben der Türe. Wir liefen lachend zum Zelt, wo wir uns noch über Brot und Schokolade hermachten.

 

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Tee für die Post (30.9.2001)

 

In einem anderen Restaurant in den Bergen, galten ganz andere Regeln; es war auch an einem ganz anderen Ort. Auf dem Abstieg von meinem höchsten Berg, dem Chukhung Ri (10 km vom Mount Everest entfernt, siehe Bericht) kam ich im Sherpa-Dorf Pangboche, gerade an der Waldgrenze auf 4000 m ü.M. vorbei. Hier betrat ich eine der vielen Gaststätten. In dem einfachen

 

 

 

 

Haus ohne fliessendes Wasser oder elektrischen Strom wollte ich zu Mittag essen. Als die Wirtin erfuhr, dass ich demnächst in die Schweiz zurückreisen würde, bat sie mich um einen Gefallen. Weil sie einen Brief in die Schweiz schicken wollte, aber das nächste Postbüro einen Tagesmarsch entfernt war und weil eine Sendung nach Europa Monate dauern würde, fragte sie mich, ob ich den Brief mit in die Schweiz nehmen und dort einwerfen könnte. Als Gegenleistung bekam ich einen Liter Tee gratis serviert. Es war dann ein spezielles Gefühl, als Postbote weitere drei Tage durch den Himalaya zum nächsten Flugplatz zu laufen.

 

 

Eus, das Land in dem Cola und Panaché fliesst (9.8.2002)

 

Eus ist eine Alp im Tessin. Seit ich sie auf der Landkarte gesehen habe, finde ich sie eine der schönstgelegensten Alpen. Im Survival-Trekking-Lager des Bibellesebundes, welches ich im Sommer 2002 leitete, waren wir ganz in der Nähe und ich schlug vor, mit einigen Freiwilligen diese Alp zu besuchen. Am Abend zuvor lagerten wir auf der Alp Pincascia, ein warmer Abend, das Gewitterrisiko relativ hoch. Deshalb riet ich allen Teilnehmern, in einem Zelt zu schlafen, doch die meisten zogen es der warmen Luft und der Romantik wegen vor, unter freiem Himmel zu übernachten. Nachts um drei Uhr jedoch setzte der Regen schlagartig ein. Deshalb waren viele am nächsten Morgen schlecht für ein weiteres Abenteuer zu motivieren. Umso mehr musste ich argumentieren und werben; so nannte ich Eus ein „Land in dem Milch und Honig fliesst“, mit fabelhafter Aussicht und einem spannenden Weg dorthin. Zu acht machten wir uns dann auf. Der Weg nach Eus war noch etwas mehr als spannend, er existierte fast nicht mehr (siehe Bergtourentipp). Die Aussicht war ein­ge­nebelt; aber das mit der Milch und Honig hatte es an sich. Wir erschöpften jungen Leute, die seit sechs Tagen als Überlebenslager in der Wildnis der Tessiner Seitentäler herumgezogen waren, wurden von der Familie, die zu dieser Zeit in einem Rustico in Eus die Ferien verbrachte, sofort zu Salami, Brot, Cola und Panaché eingeladen. So nannten wir diese Alp im Abstieg das „Land, in dem Cola und Panaché fliesst“. Wir trauten unseren Augen nicht, als uns bei der nächsten Alp ein kleines Mädchen entgegenkam, um uns Schokolade zu bringen.

 

 

Ein Haus – zwei Gemeinden (8.6.2006)

 

Für meine Gemeinde-Sammlung registriere ich, auf welchem Gemeindegebiet ich schon übernachtet habe. Als ich mit Freunden vier Tage Ferien in der Cadlimohütte machte, freute ich mich dabei auch, dass ich damit nun auch auf dem Gemeindegebiet von Quinto mal übernachtet habe. Für die vierte Nacht musste ich den Schlafraum wechseln (aus Belegungsgründen), von der Ostseite auf die Westseite. Später stellte ich bei der genaueren Analyse der Karte fest, dass die Gemeindegrenze genau durch das Haus ging, dass die Ostseite in Quinto liegt und die Westseite in Airolo. So konnte ich mit der gleichen Herberge zwei Gemeinden in dieser Sammelkategorie eintragen.

 

 

 

 

 

Berg-Erlebnisse mit der Ernährung

 

Fett (1995-1997)

 

In der Vorbereitung zu meinem ersten Skitourenlager war ich mit dem Problem konfrontiert, den Lunch für fünf Tage mitzunehmen, aber den Rucksack diese Zeit auch auf die Berge tragen zu müssen. Am meisten Kalorien pro Gewicht schien meinen Abklärungen zu Folge Sonnenblumenöl (3800 kJ/100g) zu haben, also nahm ich ein PET-Fläschchen davon mit. Leider war es wirklich nicht zu geniessen, deshalb konsumierte ich nur die Hälfte davon. Das Jahr darauf stand ich wieder vor derselben Problem­stellung, diesmal nahm ich aber Olivenöl und etwas Aromat mit, so schmeckt es schon einiges besser. Im dritten Skitourenlager war ich auch mit 3000 kJ/100 g zufrieden und nahm deshalb ein Pfund Butter, vermischt mit Zucker mit, das war dann schon fast eine Delikatesse.

 

 

 

 

 

Sonderbare Zutaten (22.7.1996)

 

Auf der Velotour durch die französischen Alpen kauften wir im Val d’Isère eine Packung Pommes-chips. Die waren nicht nur billig, sondern in allen Sprachen der EU angeschrieben und hatten einen komischen Geschmack. Als wir dann die Zutaten bei der deutschen Übersetzung nachlasen, waren wir zuerst verdutzt, dann merkten wir, dass wahrscheinlich ein z und nicht ein m vergessen gegangen war, es stand nämlich „Gewürmischung“ darunter.

 

 

 

 

Berg-Erlebnisse mit der Erschöpfung

 

Tränen (3.7.1999)

 

Wenn der Blutzuckerspiegel tief ist, wie ab und zu in den Bergen, nimmt man alles intensiver wahr. Nachdem ich das Velo über einen Wanderweg-Pass nach Italien getragen hatte und über den Splügenpass in die Schweiz zurückfahren musste, war ich am Ende meiner Kräfte. Zur Abwechslung hatte ich ein Walkman mitgenommen und da ich in Italien war, hörte ich eine Kassette mit dem Requiem von Verdi. Gerade im steilsten Abschnitt der Strasse rissen die Wolken den Himmel auf und das „Lacrimosa“ steigerte sich in seiner schwermütigsten Dramatik; das war das einzige Mal seit meiner Kindheit, dass mir die Tränen flossen.

 

 

Zehn Stunden für zwei Kilometer (29.5.2004)

 

 

 

 

 

konn­ten wir auf einem knapp erkennbaren Weg in einer Stunde bewältigen. Für die übrigen zwei Kilometer brauchten wir aber über zehn Stunden. Zu Beginn machten uns Schluchten und enge Passagen an felsigen und bewaldete Hängen Schwierigkeiten, später war es der steile Aufstieg, dann der Nebel und schlussendlich die Schneefelder. Gott sei Dank trafen wir am Schluss in der offenen Hütte auf der Bocchetta di Campo ein.

 

Dünne Luft und wenig Schlaf (31.3.1999)

 

Um den Tag ganz zu nutzen, wollte ich einmal per Nachtzug nach Zermatt fahren, und dort früh zur Skitour starten. Leider gibt es keinen Nachtzug nach Zermatt, aber einen nach Brig. Mit den Skis und der ganzen Ausrüstung auf dem Velo stieg ich also um ein Uhr aus dem Zug und fuhr nach Zermatt hinauf, wo ich um vier Uhr frühstückte. Die Vorteile dabei waren, dass ich das teure Billet der Zahnradbahn nicht bezahlen musste, dass es keinen Verkehr hatte und ich die Natur im Mondlicht ganz intensiv wahrnehmen konnte; der Nachteil waren die 30 kg, die Velo und Tourenausrüstung zusammen wogen. Als ich auf der Skipiste hinauf fellte, hatte ich die Piste für mich alleine, erst auf 3000 m ü.M. begegnete ich Menschen. Aber dann liess mich die Kondition voll im Stich, obwohl ich stündlich Schokolade und Erdnüsschen gegessen hatte. Kurz vor dem Theodulhorn kam ich mir vor wie am Mount Everest, denn nach jeweils 10 Schritten musste ich eine längere Verschnaufpause machen. Dennoch er­klomm ich da­nach noch zwei weitere Gipfel. Nach der Abfahrt und der Zugfahrt waren exakt 24 Stunden seit meinem Start zu Hause vergan­gen; das nenne ich einen klassischen Tagesausflug.

 

 

Als spezielle Heraus­for­derung plante ich im will­den Val-Grande-National­park den ehemaligen Weg von Pogallo auf die Bocch­etta di Campo zu begehen (siehe Routenbeschrieb). Zu dritt reisten wir am Vorabend nach Pogallo und campierten dort. Für den zweiten Tag waren nur 4 km Distanz vorgesehen, die ersten zwei, bis Baldesaut,

 

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Wundersame Berg-Erlebnisse

 

Die Wundertube (1995-1997)

 

Wenn es ums Materielle geht, da sind in der Bibel ja viele Wunder beschrieben. Darauf nahm ich Bezug, als ich auf einer Wanderung bei sonnigem Wetter unterwegs war. Schon bald wollte ich mir Sonnencrème einstreichen, denn wer meine Haut kennt, der weiss, dass sie auf die Sonne sehr empfindlich reagiert. Lange drückte ich an der Tube herum, doch ich brachte keinen Tropfen Sonnencrème mehr heraus, denn die Tube war leer. Enttäuscht lief ich weiter, doch als ich den ersten Schneefeldern begegnete spürte ich richtig, wie mir die Strahlung zusetzte. Da nahm ich die Story von der Speisung der Fünftausend als Präzedenzfall und nahm die Sonnencrème nochmals hervor, denn wenn Gott aus zwei Fischen und fünf Broten über 5000 Leute ernähren kann, dann wird er auch aus einer zwei Jahre alten, leeren Sonnencrème-Tube noch etwas machen können. Siehe da, als ich die Tube nochmals ausdrückte, kam genau eine Ration heraus, die mich vor dem Sonnenbrand zu schützen vermochte. Wer nun meint, es haben sich halt die Reste in der Tube nochmals gesammelt, der soll wissen, dass ich dumm bin und auf der nächsten Wanderung immer noch die selbe Tube dabei hatte weil ich vergessen hatte eine neue zu kaufen. Auch dann reichte die Sonnencrème aus, und auch das übernächste Mal; so kam es, dass ich diese Tube noch zwei weitere Jahre benutzte. Das Verfalldatum war schon lange überschritten, als ich immer noch einwandfreie Sonnen­crème bezog. Auch das angegebene Volumen von 70 ml war nicht möglich, weil ich mindestens 150 ml herausbekam. Erst als ich aus Zweifel eine neue Tube gekauft hatte, versiegte die alte.

 

 

 

 

Wegweisung (12.7.1995)

 

Ohne Karte gehe ich nie wandern, auch nie ohne Gott. Von Rasa aus, einem Tessiner Dörfchen, wo gerade ein Lager meiner Kirch­gemeinde stattfand, konnte man gut auf die Alp Löda hinüber blicken; für mich ein Grund, dorthin zu gehen. Einen Weg gab es nur bis in den Wald untendran, dort bat ich Gott, dass er mich die Alp finden lassen soll und lief weiter. Irgendeinmal hatte es mir etwas zu viele Felsen, und ich griff in die Hosentasche, um die Karte zu zücken. Zu meinem Entsetzen hatte ich die Karte verloren und musste umkehren um sie zu suchen; sie lag genau auf einer Spur, die in eine andere Richtung zeigte; die Spur führte direkt auf die Alp Löda.

 

 

Die Signatur (2.6.2000)

 

Wenn ich eine detaillierte Karte aus den Alpen betrachte, kommt es mir vor wie ein Kunstwerk; der Künstler ist natürlich Gott, der die Landschaft erschaffen hat. Das Blatt 1:25‘000 „Mesocco“ ist auch so ein schönes; und wie es bei Künstlern Sitte ist, setzte bei dieser Karte Gott seine Unterschrift unten rechts hin. In der südöstlichsten Ecke des Kartenausschnittes befindet sich nämlich der Lago Croce, ein kleiner Bergsee in der Form eines Kreuzes. Auf einer Wanderung war ich mal auf der gegenüberliegenden Seite des Misox, also in der Südwestecke der Karte „Mesocco“ unterwegs. Da begegnete ich einem See, der aus der Perspektive die Form eines Herzes hatte. Kreuz und Herz stehen sich also gegenüber.

 

 

 

 

Berg-Erlebnisse mit Tieren

 

Die treue Ziege (10.12.2000)

 

In der Serie der Veloausflüge mit dem Ziel, sämtliche Gemeinden der Schweiz zu besuchen, folgte ich in der Leventina der „Strada alta“, einem Weg, teils fahrbar, teils zum Velotragen, der die Dörfer über dem Tal auf der linken Seite des Ticino verbindet. Nach dem Aufstieg nach Rossura kam wieder ein Stück Wanderweg. Bevor ich in den Wald kam, schob ich das Velo an einem Holzlattenzaun vorbei, in dem sich eine kleine Ziege mit den Hörnern den Kopf verfangen hatte. Ich half ihr natürlich heraus und wollte weiter. Doch das liebe Tier, das ganz alleine war, fand eine Lücke im Zaun und folgte mir brav nach. Ich wurde es weder mit freundlichen noch mit rauhen Worten los, und abhauen konnte ich auch nicht, denn der Weg ging immer noch bergauf. Zudem war es so herzzerreissend, dass ich mir überlegte, ob es der Kondukteur akzeptieren würde, dass ich mit meinem Veloverladebillet auf der Heimfahrt eine Ziege anstatt eines Velos mit in den Zug nehmen würde. Aber erstens gehörte das Tier ja jemandem, und zweitens hatten wir zu Hause keinen Platz für eine Ziege, deshalb versuchte ich, sie mit Schneeballen zu verscheuchen. Nach 2 km ging es bergab und ich nutzte den Moment, in dem es gerade abgelenkt war, um ein Stück den Wanderweg hinunter zu fahren und konnte es so abhängen.

 

 

Der Everest-Hund (27.9.2001)

 

Auf meinem Trekking zum Mount Everest wanderte ich bis zur letzten Hütte vor dem höchsten Berg der Welt und übernachtete dort. Am nächsten Mor­gen stieg ich von dort wieder ab, dabei begleitete mich plötzlich ein zerzauster Hund.

 

 

 

Rentiere auf 0 Meter (24.6.2001)

 

Dass sich nicht ich vor einer Herde, sondern eine Herde vor mir fürchtete, passierte mir auf einem Ausflug in Norwegen. An einem einsamen Fjord lief ich der Küste entlang, als ich einer grossen Herde von Rentieren begegnete. Die Tiere wichen mir aus, indem sie einfach dem Ufer nach vorausliefen. Ich werde sie noch kilometer­weit treiben, dachte ich, wenn das so weitergeht, doch ich sah, dass bald ein reissender Fluss den Küstenstreifen unterbrechen würde. Das änderte aber nichts, denn die Hunderten von Rentieren liefen ohne Richtungsänderung neben der Brücke durch das kalte Wasser. Wenn ich stillstand, standen sie auch still, wenn ich etwas höher oben lief, folgten sie dennoch dem Ufer entlang. Schlussendlich beschloss ich meine Planung zu ändern und lief nicht mehr weiter zum Velo zurück, sondern stieg zu einem Gipfel auf. So bekam ich ein tolles Panorama zu sehen und musste keine Rentiere entführen.

 

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Eisbären-Spektakel (1.8.2001 und 19.8.2001)

 

Der August 2001 wendete meine Rolle vom Gaffer zum Begafften. Als ich auf Spitsbergen in den Ferien war, nahm ich an einem Bootsauflug zur russischen Kohlemine Barentsburg teil. Ebenfalls Ziel dieser Fahrt war ein Gletscher auf der anderen Seite des Isfjord. Bei diesem Gletscher erhoffte man sich, einen Eisbären in freier Natur sehen zu können. Die Stimmung unter den Touristen war unter grosser Spannung, als wir in die Gletscherbucht einfuhren. Nach langem stillen Suchen rief dann jemand „Bjørnen! Bjørnen!“ und alle 50 Norweger und drei Schweizer lehnten sich ans Reling, um zu fotografieren und filmen. Wie sich der unschuldige Eisbär, der gerade dabei war eine Robbe an Land zu ziehen und zu verzehren, vorgekommen sein muss, wurde mir erst gegen Ende jenes Monats bewusst. Am 19. August war ich auf dem prächtigen Berg Jungfrau. Als wir nach dem Abstieg zum Junfraujoch kamen, trafen wir zuerst bei Aussichtsplattform, die durch einen Tunnel von der Bahnstation Jungfraujoch erreichbar ist, ein. Ohne dass wir es ahnten, war scheinbar schon eine ganze Horde Japaner gierig auf unsere Auskunft, denn sie fotografierten los, sobald wir in Reichweite waren. Als wir dann über die Abschrankung auf die Plattform stiegen um zur Station zu laufen, stellten sie sich sogar neben uns um mit einem „echten, lebendigen Bergsteiger“ zusammen auf einem Foto zu erscheinen.

 

 

 

 

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Ich dachte, er gehöre zur Hütte und schick­te ihn zurück. Doch er folgte mir treu. Bei der dünnen Luft hatte ich keine Lust mit dem Hund nochmals zur Hütte zurück­zukehren, deshalb wanderte ich weiter talwärts um ihn dann an aufsteigende Bergwanderer zu über­geben. Als ich eine Gruppe von Sherpa-Trägern kreuzte, sprach ich sie an und bat sie, den Hund zur Hütte hinauf zu begleiten. Sie lachten aber und sagten, dieser Hund gehöre nicht zur Hütte, er gehöre niemanden und begleite seit Jahren die Bergwanderer, die in diesem Tal auf und ab steigen. So hatte ich die Ehre vom offiziellen Trekking-Hund ein Stück begleitet zu werden. Ungefähr bei der 5000 m-Höhenkurve verlor ich ihn aus den Augen; es hatte noch andere Wanderer, die zu begleiten waren.

 

 

 

 

Schafe auf 3000 m (25.7.1995)

 

Kurz nach der Besteigung meines ersten Dreitausenders, wollte ich auch auf dieser Höhe zelten. Simon und ich suchten nach einer Tour, auf der sich das günstig verwirklichen lassen sollte und befanden die Schulter des Unterrothorns bei Zermatt auf 3050 m ü.M. für geeignet.  Die Konsequenzen davon waren, dass wir fast nichts schliefen und dass Simon am Tag darauf die Höhenkrankheit bekam. Weil auf der Karte an jenem Ort „Vegetation“ eingezeichnet war, hatten wir auch keine Unterlagsmatten mitgenommen, doch das bisschen Gras liess uns die Steine kräftig spüren. Auf der Liste der möglichen Gefahren, die uns am Vorabend in den Sinn gekommen waren, standen zwar diverse gesuchte Befürchtungen: Die Schafe, die etwas weiter unten grasten, könnten uns überfallen. Der Koch des Restaurants auf dem Unterrothorn könnte uns angreifen. Oder das Gewitter, das um das Matterhorn kreiste, könnte einen Abstecher machen. Nur an die Steine im Untergrund hatten wir nicht gedacht.

 

 

 

 

Berg-Erlebnisse mit Pflanzen

 

Tannenleiter (2.6.2000)

 

Im Jahr 2000 wollte ich unbedingt auf den Piz die Renten, weil dessen Höhe genau 2000 m ü.M. beträgt. Nach langem Studieren der Karte schien ich die einfachste Aufstiegsroute gefunden zu haben, denn der Gipfel war sehr steil und felsig. Ein senkrechtes Felsband von fünf Meter klettern war das Minimum an Kletterei, weil ich aber keine Ausrüstung dabei hatte und das Gestein glitschig war, hätte ich fast aufgegeben, wenn da nicht eine Tanne neben den Felsen gestanden hätte. An der Tanne konnte ich locker die fünf Meter hinaufklettern, und da sie so nahe am Felsen stand, konnte ich mit einem Schritt auf den Berg rüber springen. Frustriert war ich dann erst auf dem Gipfel, als ich Schafe antraf, es musste offenbar noch einen einfacheren Aufstieg gegeben haben.

 

 

 

 

Die Gartenschere im Val Grande (4.7.2002)

 

Aus Erfahrung nahm ich eine Gartenschere mit ins Val Grande, denn die Wege sind dort oft überwuchert, im Frühsommer oft mit Brom­beeren und jungen Zweigen. In der Wildnis des Val Grande fanden wir in der Tat unsere Route nur knapp. Weil sich aber das Wetter ungünstig entwickelte, weil uns das steile Gelände verlangsamte und weil wir den Einstieg in die Hauptschlucht nicht fanden, gelangten wir jedoch gar nicht in richtig dichtes Gestrüpp. So musste ich die Gartenschere kein einziges Mal hervor nehmen. Als ich aber nach der Heimreise am Bahnhof mein Velo auf schliessen wollte, hatte der Rost mein Kombinationsschloss derart blockiert, dass ich die Zahlen nicht mehr verstellen konnte. Dann war ich doch noch froh, dass ich die Gartenschere dabei hatte, denn damit konnte ich das Schloss aufschneiden und nach Hause fahren.