Reise-Erlebnisse mit dem Wetter
Und
täglich grüsst die Smyril-Line
(6.-18.7.2005)
Die Smyril-Line ist die
einzige Schiffsverbindung auf die Färöer-Inseln. Mit dieser grossen Fähre reisten Vera und ich während 13 Stunden
über den Atlantik von den Shetland-Inseln zu den Färöern. Während wir in der
Hafenstadt Tórshavn stationiert waren fuhr das
Schiff unterdessen nach Island weiter und zurück, so sahen wir es wieder und
freuten uns, das tiefe Brummen der Motoren-Geräusche und die mächtige Fassade
der neunstöckigen Fähre wiederzusehen. Auch nachdem die Smyril-Line
nach Dänemark und zurück gefahren war, fanden wir „unser“ Schiff wieder in Torshavn vor. Weil wir dann an andere Orte auf den
Färöern reisten, glaubten wir das Schiff nicht mehr wieder zu sehen. Zwei
Tage später führte uns unser Helikopterflug überraschend nach Tórshavn, genau auf die Zeit, als die Smyril-Line
auch eintraf. Am 18. Juli hätten wir eigentlich schon wieder in der Schweiz
sein sollen, aber wegen Bodennebel wurde unser Rückflug lange verschoben. Die
Fluggesellschaft quartierte uns für die zusätzliche Nacht in einem Hotel in Tórshavn ein, und was hörten wir am nächsten Morgen durch
das Fenster? Das tiefe Brummen der Smyril-Line.
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Schnee
im Süden (12.4.1997)
Das einzige Mal,
dass ich keine Jacke mit in die Ferien nahm, war auf der Griechenland-Reise,
denn ich dachte, im Süden sei es im Frühling sicher warm. Nun ja, ich hatte
mich getäuscht. In Athen erlebte ich einen kleinen Schneesturm. Ich kaufte
mir deshalb dort am 38. Breitengrad eine Wollmütze. Drei Jahre später kaufte
ich mir sogar am 8. Breitengrad eine Wollmütze (an einem Vulkan in Indonesien
auf 2000 m ü.M.), nicht weil es mir zu kalt war,
sondern weil sie so billig war. Die dritte Wollmütze in einem Land des Südens
kaufte ich mir 2004 in der Türkei, dabei hatte es einen Meter hoch Schnee.
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Reise-Erlebnisse
mit Flugzeugen
Abflug in Lukla
(3.10.2001)
Meine Reise zum Mount Everest hatte zum Ziel, auf dem Landweg so nahe wie
möglich an den Mount Everest zu laufen. Ich schaffte es gefahrenlos bis auf 9
km Distanz, das genügt mir. Für die Rückreise hatte ich jedoch einen Flug von
Lukla nach Kathmandu gebucht. Im Bergdorf Lukla liegt der dem Everest am nächsten gelegene
Flugplatz und wird deshalb sehr oft angeflogen. Es handelt sich aber um
kleine, alte Propellerflugzeuge, von denen jedes einer anderen
„Fluggesellschaft“ angehört. Am Tag vor dem Flug lief ich noch etwas der
Piste entlang und wunderte mich über ein paar Auffälligkeiten: Das Dorf liegt
am Hang über einer Schlucht, die Piste verläuft dabei abwärts, ist sehr steil
und kurz, danach kommt die Schlucht, gegenüber sind felsige 4000 m hohe
Berge. Neben der Piste liegen abgebrochene Flügel und ausgebrannte Wracks.
Beim check-in war ich der einzige, der nicht für
Übergewicht bezahlen musste (die Amerikaner auf meinem Flug hatte alle ca. 50
kg Gepäck dabei, das löste man schlicht mit Bargeldzahlungen). Bevor das
Flugzeug (20 Plätze) starten konnte, musste man noch die Hunde von der Piste
verscheuchen. Von der Stewardess wurden Kaugummis verteilt – für den
Druckausgleich.
Bei Nebel läuft nichts (18.-18.7.2005)
Dass es auf den Färöer-Inseln viel Nebel hat, wussten Vera und ich, als
wir dorthin in die Ferien gingen. Der Nebel störte uns bei den Wanderungen
und Reit-Ausflügen nicht besonders. Als wir hingegen nach Hause fliegen
wollten, stellten wir fest, dass der ganze Flugverkehr blockiert war, denn
bei Bodennebel kann kein Flugzeug auf den Färöern landen. Wir erfuhren
später, dass der kleine Flughafen in diesem Jahr ein Instrumentenlande-
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system gekauft
es aber noch nicht installiert hatte. Wie auch immer,
wir fanden uns
bald damit ab, dass wir den Anschlussflug in London verpassen würden. Dass wir
aber den ganzen Tag im Flughafen sitzen würden, hätten wir nicht gedacht. Es
gab eben keine zuverlässigen Abschätzungen, wann der Flug stattfinden könne,
denn der Nebel könnte sich jeden Moment lichten. Freundlicherweise lud uns
die Fluggesellschaft zum Abendessen im Airporthotel
ein. Um neun Uhr wurde uns sogar eine Übernachtung im Vierstern-Hotel in der
Hauptstadt angeboten. Dort wurde man genötigt, nochmals zu dinieren. Am nächsten Tag war etwas blauer Himmel zu
sehen. Gegen Mittag konnten sogar Flugbewegungen durchgeführt werden, doch
kamen zuerst die Passagiere an die Reihe, die schon seit zwei Tagen festsassen. Unser Abflug fand dann schlussendlich mit 28¼ Stunden Verspätung
statt.
Abflug
in Corvo (20.7.2004)
Vera und ich
besuchten auf unserer Azoren-Reise auch die Insel Corvo
(die kleinste). Als wir von der Nachbarinsel Flores übersetzen wollten, wurde
uns im Flughafen mitgeteilt, der Flug finde nicht statt, weil die einzige
Maschine der Azoren, die in Corvo landen könne, in
Reparatur sei, doch es gäbe einen Transport per Schiff. In einem mittleren
Motorboot fuhren wir dann über die hohen Wellen in zwei Stunden rüber. Als
wir am Abend in Corvo essen gehen wollten,
realisierten wir, dass er nur zwei Lokale gab, die bewirtete, wir landete in
jenem, wo der Motorboot-Kapitän kochte. Die andere Wirtschaft lag am
Flugplatz und wurde vom Angestellten der Fluggesellschaft betrieben. Er
teilte uns später mit, dass die sich Reparatur des Kleinflugzeugs verzögern
würde und wir einen Tag länger bleiben müssten.
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Reise-Erlebnisse
mit Zügen
Der versteckte Belgier (18.4.1997)
In Nachtzügen kann man allerhand Sachen erleben. Um im Tessin für einen
Tag ein Lager im Bergdorf Rasa zu besuchen stieg ich um zwei Uhr nachts in
Basel in den Zug Brüssel-Mailand, der dann ohne Halt nach Bellinzona fuhr. In
einem Sechserabteil war niemand drin, nur ein Belgier stand vor der
Abteiltür, da setzte ich mich auf den Sitz an der Türe und streckte die
Beine. Der „Türsteher“ machte irgendwie einen angespannten Eindruck. Bald
einmal kam dann der Zöllner und Kontrolleur, und wir zeigten die gültigen
Ausweise. Ich döste weiter vor mich hin, bis der Belgier ins Abteil wollte ich
aufwachte, weil ich die Beine anziehen musste. Da war auf einmal ein zweiter
Belgier da, der sass im Abteil am Fenster. Der
zweite war also so lautlos und unmerklich unter dem Sitz hervorgekrochen,
dass ich es nicht bemerkt hatte.
Rückreise
von der falschen Seite (22.3.1998, 19.7.2002, 1.6.2003)
Schon oft ist es mir passiert, dass ich von einer Reise in die Schweiz
zurückkehrte, aber schlussendlich von der entgegengesetzten Himmelsrichtung.
Nach der Grossbritannien-Reise 1998 waren Simon und
ich noch in Luxemburg und hatten einen Nachtzug, der um halb zwei Uhr in
Basel angekommen wäre. Deshalb zogen wir es vor, bis Lugano liegen zu bleiben
und mit dem ersten Zug von dort nach Hause zurück zu fahren, so konnten wir
wenigstens genug schlafen. Mit Matthias Kipfer war ich 2002 in der tschechischen Republik um schöne Eisenbahnlinien zu
befahren. Auf dem Heimweg sahen wir in Wien, dass wir noch Zeit hatten und
reisten ins Südtirol (also Italien), um von dort via Brennerpass in die
Schweiz heimzufahren. Das einzige Mal dass ich gemäss
Planung von der falschen Seite zurückkam, war beim Aus-Flug, den ich mit
Matthias Kipfer umsetzte. Wir nutzen die billigen Preise der neuen
Billigflieger aus und flogen zum Vergnügen kreuz und quer durch Grossbritannien, den letzten Flug buchten wir aber nach
Bergamo, damit wir noch die Alpen von oben sehen konnten.
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Der
falsche Tunnel (17.3.2000)
Simon und ich
wollten ausprobieren, ob es möglich ist, mit dem Zug innerhalb 24 Stunden durch
alle 26 Kantonshauptorte der Schweiz zu fahren. Nach dem Kursbuch sollte es
reichen, doch man sollte die Theorie auch experimentell belegen. Damit wir
die Nacht durch auch unterwegs wären, mussten wir den selben Nachtzug, wie in
der vorletzten Geschichte erwähnt, benutzen. Dieser fährt sowieso durch
Aarau, Schwyz, Altdorf und Bellinzona. Aber fährt er wirklich durch Aarau?
Weil er von Basel bis Bellinzona nie hält, kann man aus dem Fahrplan nicht
herauslesen, welche Route er fährt. Die sieben Male, die ich diesen Nachtzug
schon gefahren war, hatte er viermal den Jura durch den Hauensteintunnel
durchquert (also über Aarau) und dreimal den Bözbergtunnel.
Zur Sicherheit fragte ich vorher beim telefonischen Auskunftsservice der SBB
nach, welche Route denn geplant sei. Ich rechnete damit, man könnte mich als
Terrorist verdächtigen, der einen Anschlag auf den Zug plant, aber die
Befragte hatte lediglich den Verdacht, ich wolle in Aarau abspringen. Sie
versicherte mir, dass der Zug in dieser Nacht über Aarau fahren werde und so
unser Vorhaben möglich sei. Irgendwie war ich der Sache schon nicht ganz
sicher; deshalb nahmen wir uns vor, sobald wir im Zug seien sofort
einzuschlafen, damit wir es gar nicht überprüfen könnten und dann gälte
natürlich die Auskunft der SBB. In Basel hatten wir nach den ersten 10
Kantonshauptorten anderthalb Stunden Aufenthalt vor dem Nachtzug. Um nicht
auf dem Perron zu warten, liefen wir in ein nahes Quartier und ich klingelte
um halb ein Uhr bei einer Bekannten. Wir bekamen dort sogar noch etwas zu
essen. Weniger Glück hatten wir im Zug, denn wer kann schon einfach sofort
einschlafen, ohne sicher zu sein, wo der Zug genau durchfährt. Die Augen zu schliessen half nichts, denn wenn man weiss,
dass der Hauensteintunnel nach 18 Minuten kommt,
der Bözberg hingegen erst nach 35, dann hat man
nach einer halben Stunde ohnehin die Gewissheit, wo man ist. Die Tragik
dieser Geschichte ist also die, dass wir es fertig gebracht hatten, in 24
Stunden durch die Hauptorte aller Schweizer Kantone zu fahren ausser der unseres geliebten Aargaus.
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Reise-Erlebnisse
mit Autos
Sicherheitsgurten in Marokko (5.3.2003)
In Marokko reiste ich alleine und mehrheitlich per Zug. Als ich aber in Tanger
ein Taxi zum Bahnhof nahm und mich auf dem Beifahrersitz angurtete, reagierte
der Fahrer beleidigt. Er meinte, ich würde seinem Fahren nicht vertrauen. Als
ich in Marrakesch ein weiteres Mal ein Taxi stieg, passierte mir das selbe,
der Chauffeur insistierte sogar darauf, dass ich die Sicherheitsgurte dort
ruhen lassen sollte, wo sie war (anscheinend ist es ein Zeichen, dass einer
schlecht fahren kann, wenn sich der Beifahrer anschnallt). Der städtische
Verkehr war sowieso so langsam (weil verstopft), dass es keine grosse Rolle für die Sicherheit spielte, ob man
angeschnallt war oder nicht. Als ich in Oujdah ein
drittes Mal ein Taxi nahm, hatte ich aus Reflex die Gurte schon in der Hand,
sah den bösen Blick des Chauffeurs und entschuldigte mich, dass ich nicht
daran gedacht hatte, die Gurte sein zu lassen.
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Einsteigen obligatorisch (18.7.2004)
Mitten im
Atlantik liegt die Inselgruppe der Azoren. Besonders auf den kleineren Inseln
hat es wenig öffentliche Verkehrsmittel, deshalb ist es üblich mit Autostopp
zu fahren. Vera und ich machten insgesamt 13 mal Autostopp auf unserer
Azoren-Reise. Auf der kleinsten Insel, Corvo, gab
es nur eine Ortschaft und nur eine Strasse,
letztere führte zum Kraterrand hinauf. Als wir auf Corvo
waren, waren wir gerade die einzigen Touristen, und von den wenigen
Einwohnern wussten bald alle, wer wir sind. Dies merkten wir, als wir zum
Krater hinauf laufen wollten. Kurz vor dem Ziel wurden wir von einem Pick-up
überholt, der zwar schon mit einer portugiesischen Grossfamilie
gefüllt war, doch wir wurden genötigt, auch noch einzusteigen. Etliche
Stunden später liefen wir dann wieder hinab. Prompt hielt wieder ein
vorbeifahrendes Auto an. Ohne Worte warteten die Fahrer, bis wir eingestiegen
waren. Erstaunlicherweise hielten sie, wiederum wortlos, genau dort an, wo es
zu unserem Gästezimmer ging.
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Reise-Erlebnisse
mit Velos
Der 16-Loch Schlauch (2.10.1997)
Weil ich im Herbst 1997 mit dem Velo nach Taizé hingefahren war, musste ich
so auch wieder zurück. Unglücklicherweise holte ich mir während eines kurzen
Ausflugs dort eine Platte im Hinterpneu, wegen einer überfahrenen Kastanie.
Flickzeug und Pumpe hatte ich dabei, doch als ich den Stachel rausgenommen
und das Loch geflickt hatte, war der Hinterpneu noch lange nicht dicht.
Genauere Untersuchungen ergaben, dass etwa 16 kleine Löcher im Schlauch waren
(Kastanien haben eben mehrere Stacheln). Da half nur beten, denn ein
Velomechaniker war weit und breit nirgends zu finden. Das Flickmaterial
reichte nicht um alle 16 Löcher abzudecken, nach drei Tagen blieb die Luft
aber immerhin für ganze 15 Minuten im Pneu, bevor sie wieder rausdiffundiert
war. Wegen der Gewichtsbelastung wechselte ich den Hinterpneu
mit dem Vorderpneu aus und trat die Heimreise mit der Tatsache an, dass ich
jede Viertelstunde nachpumpen musste, das waren 37 Mal bis zur Schweizer
Grenze. Dort, am Bahnhof La Cure, hoch über dem Genfersee, war der Kondukteur
sehr erstaunt, dass ich ein Velobillet für abwärts lösen wollte. Zu Hause
schnitt ich das vernarbte Stück Veloschlauch heraus und klebte es zum
Andenken ins Tagebuch.
Kamelkonkurrenz (8.3.2003)
Auf meiner Marokko-Reise kam ich nach Zagora, einer Stadt am Rande der
Sahara. Dummerweise war ich auf der Busfahrt dorthin in ein Gespräch mit
einem Einheimischen verwickelt worden, so dass ich keine freie Wahl bezüglich
meiner Unterkunft mehr hatte. Dass ich genötigt wurde, bei ihm als „Freund“
zu wohnen, war nicht schlecht, denn ich hatte so die Gelegenheit auf Berber-Teppichen
ein echtes Couscous zu essen und andersartigen Einblick in das Umfeld der
Wüstenbewohner zu gewinnen. Hingegen wurde mir auf die selbe arabische Art
auch nahe gelegt, dass ich eine Kameltour mit ihm unternehmen soll (gegen
hohe Bezahlung versteht sich). An Kamelen war ich absolut nicht interessiert,
ich hatte eher auf einen Veloausflug in die Sahara spekuliert. Ich meinte,
auf schweizerische Art eben, wenn er
sich schon meinen „Freund“ nenne, könne er mir sicher ein Velo besorgen. Nach
langen Gesprächen mit allen seinen Cousins beim Tee trinken in einem Strassencafé (die immer dann verschwanden, wenn die
Polizei in Sichtweite war. Auch sollte ich nicht neben ihnen laufen auf der
Strasse, sondern etwas versetzt) meinten sie, es gäbe wirklich keinen einzigen
Velovermieter in der Stadt und sie kennen auch niemanden, der ein Velo
besitze. Ich müsse eben die Kameltour machen. Zum Glück hatte ich das
Kickboard dabei, so konnte ich ausweichen und sagen, ich werde halt anstatt
mit einem Velo mit dem Kickboard in die Wüste fahren. Denn so konnte ich am
nächsten Tag frei und unbeobachtet
selbst nach einem Velo Ausschau halten. Keine zehn Minuten waren vergangen,
da wurde ich von einem Händler angesprochen, ob ich ihm das Kickboard
verkaufe. Darauf wollte er mir eine Dromedartour anbieten. Auf Umwegen konnte
ich aber von ihm die Miete eines Velos erhandeln. Nach 65 km in Richtung
Süden merkte ich, dass ein Velo zu fahren wahrscheinlich mehr Durst macht,
als ein Kamel zu reiten; deshalb
kaufte ich bei der nächsten Oase
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5 Liter Wasser. In Mhamid, am Ende der Strasse,
hatte ich den 30. nördlichen Breitengrad überschritten und konnte mit einem
Bus nach Zagora zurückfahren.
Pathologie eines Velos (24.7.-30.7.2005)
Als es darum ging, eine Velotour von Nordschweden nach Tromsø zu planen, entschied ich mich ein altes Velo nach
Skandinavien mitzunehmen und es dann dort zu lassen, damit ich den
aufwendigen Transport nur einmal ausführen musste. An einem Velo, das ich aus
der Altmetall-Sammlung hatte, montierte ich zuerst alles ab, was ich nicht
brauchte. Schon auf dem Weg zum Flughafen fiel das Batterien-Vorderlicht auf
die Strasse und war kaputt (Tag 0). Später startete
ich mit Jan-Erik im Dorf Jörn am 65. nördlichen Breitengrad unsere Tour, er
mit einem neuen, teuren Mountainbike, ich mit meinem Fünfgänger. Aber vor dem
Abfahren musste ich das Schutzblech des Hinterrades liegen lassen, denn das
Hinterrad hatte eine Acht und hätte das Schutzblech touchiert (Tag 1). Am
zweiten Tag nahm die Reibung des Kettenrades mit dem Kettenschutz so sehr zu,
dass ich das Blech, welches die Kette schützte, abmontieren musste (Tag
2). Am ersten norwegischen Fjord der
Tour kaufte ich einen neuen Radmantel, denn der alte hatte am Tag zuvor den
Radschlauch zerstört. Weil der neue Mantel grösser war, musste ich auch auf
das zweite Schutzblech verzichten. Dennoch musste ich noch dreimal den
Radschlauch flicken (Tag 3). Am vierten Tag funktionierte alles am Velo,
dafür regnete es oft. Das Problem am fünften Tag war das Zahnrad des grössten Ganges, es war mittlerweile so abgewetzt, dass
daran bei grösserer Belastung die Kette sprang (Tag
5). Am zweitletzten Tag der Tour wollten wir bis Buktamo
fahren, 5 km vor Buktamo zerbrach die innere
Mechanik meines wackelnden Hinterrades aber vollends, so dass der Antrieb
nicht mehr funktionierte (Tag 6). Alle Reparaturversuche scheiterten, deshalb
brachte ich mein Velo dort zum Altmetall und nahm den Bus nach Tromsø. Erstaunt war ich hingegen, als beim Velo von
Jan-Erik die Kette riss, kaum war er in Tromsø
angekommen.
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Reise-Erlebnisse
mit Sprachen
Seltsamer Name (13.3.1998)
Auf der Interrail-Reise von Irland nach Schottland checkte ich zusammen
mit Simon in Belfast am Fährhafen ein. Wir hatten Vergünstigungen mit dem
Interrail-Ticket. Da ich dieses also sowieso dem Schalterbeamten zeigte,
entnahm er auch gerade meinen aufgedruckten Namen vom Interrail-Ticket.
Unglücklicherweise blickte er auf die Angabe der Ausgabestelle und nahm diese
als Namen wahr, so wurde ich für die Überfahrt als „Mr. Zofingen Einnehmerei“
registriert (ich hatte mein Interrail in Zofingen am SBB-Schalter gekauft).
Andere Länder, anderes Verständnis (5.9.2000)
Noch weniger Erfolg mit Verständigung hatten Sascha und ich in der indonesischen
Millionenstadt Palembang. Schon auf der 22-stündigen Busfahrt über das
Gebirge Sumatras waren wir die einzigen Seelen, die einer europäischen
Sprache mächtig waren. Während der drei Tage in der Stadt sahen wir nie einen
Weissen und an der Hotel-Reception
verstand uns auch niemand. Die einzige, die an unserer Sprache interessiert
war, war die Abteilungsleiterin der Bank, die für ihre Tochter einen
Briefkontakt organisieren wollte (so formulierte sie es jedenfalls). Mein
Kollege war etwas zu offen und schon bekamen wir eine Einladung. Die vielen
Geschenke und Telefonanrufe ins Hotel bestätigten den Verdacht, dass sie
nicht nur an unserem Englisch interessiert war, sondern meinen Kollegen mit
ihrer 15-jährigen Tochter verheiraten wollte (auch nach der Reise erkundigten
sie sich bei ihm telefonisch, wann er fertig studiert habe und nach
Indonesien zurückkomme). Die besagte Tochter und ihre Kollegen hatten wir
dann bei der Stadtbesichtigung als Begleitung. Da im Reiseführer unter den
Sehenswürdigkeiten von einem Fort aus der Kolonialzeit die Rede war, wollte
ich dorthin. Die einheimischen Studenten führten uns auf eine historische
Mauer. Ich machte davon ein Foto, doch als wir wieder gehen wollten, bekamen
wir ein Problem mit einem Soldaten. Das Fort wurde als Kaserne benutzt
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und weil wir
beide rote Haare hatten, englisch redeten und ein Foto von der Kaserne
machten, war der Fall für ihn klar, dass wir australische Spione seien
(Australien stand zu dieser Zeit mit Indonesien in militärischem Konflikt
wegen Ost-Timor). Aber die einheimischen Studenten konnten ihn besänftigen.
Tandem
auf ungarisch (31.8.2001)
Als Vera und ich
unsere flache Tandemfahrt in der ungarischen Stadt Győr beendeten,
fragte ich am Bahnhofschalter nach einem Ticket für den Verlad des Tandems.
Leider konnte die Schalterbeamte überhaupt keine Fremdsprache, aber sie
verwies mich zum Schalter für internationale Tickets. Dort versuchte ich
zuerst auf englisch, dann auf deutsch, dann mit den Händen zu erklären, um
was es ging. nach einer Viertelstunde nahm ich einen Zettel und einen
Kugelschreiber und zeichnete ein Tandem. Darauf sagte die Angestellte: „Ah,
zwei Fahrrad!“.
Numerische
Nationalität (29.2.2004)
Der Pass, den
ich 2004 hatte, war noch ein Exemplar der alten Sorte. Deshalb war der
bürokratischen Sicherheit wegen das Geburtsjahr auch in Worten
ausgeschrieben. Den Pass nahm ich auch auf die Türkei-Reise mit. Als Simon und
ich uns eines späten Abends in Elazığ
einer untouristischen Grossstadt
in Kurdistan, in einem Hotel einschreiben liessen,
verwendete der Hotelier meinen Pass, um die Angaben zu entnehmen.
Offensichtlich konnte er nicht erkennen, welcher Eintrag was bedeute, da er
diverse Male nachfragte, welches nun der Name sei und so weiter. Mit der Zeit
fragte er nicht mehr, sondern füllte einfach aus. Das Auffälligste, was ich
bei den Einträgen erkennen konnte war die Nationalität: Sieben-Sieben. (Mein
Geburtsjahr ist 1977)
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Reise-Erlebnisse
mit dem Ostblock
Nineteeneightyfour (29.8.2001)
Wer der Polit-Thriller „1984“ von George Orwell gelesen hat, kann sich
eine monotone, bürokratische und sozialistische Welt vorstellen, wie sie im
Ostblock während des kalten Krieges ausgesehen haben könnte. Eigentlich
wollten Vera und ich in der ungarischen Stadt Győr in der Jugi
übernachten. Bei der angegebenen Adresse stand aber keine Jugi mehr. Man
verwies uns dort auf eine billige Unterkunft bei der Fachhochschule mit der
Adresse „K4“. Dort befanden sich gigantische graue Wohnblocks, die von
diversen Beamten kontrolliert wurden, deren Aufgabe meist schlichtes
Beobachten war. Mit der Zeit begriffen wir, dass dies ein Studentenwohnheim
gewesen wäre, das als Unterkunft umfunktioniert worden war, weil gerade ein
Grossanlass einer Studentenorganisation stattfand. Am Gebäude waren viele
Alterserscheinungen zu erkennen, aber auch Spuren des kommunistischen
Apparats. Als wir schliesslich unser zugewiesenes
Zimmer in einem der langen Korridore hoch oben im 6. Stockwerk gefunden
hatten, waren wir froh, denn es sah alles gleich aus. Wenn wir im Lift
miteinander redeten, schauten uns die ungarischen Studenten meistens komisch
an oder begannen Sprüche über die Deutschen zu klopfen. Deshalb beschlossen
wir, im Lift nur noch französisch miteinander zu kommunizieren. Wir blieben
zwei Nächte, doch man hatte uns gesagt, das Zimmer sei nur für die erste
Nacht benutzbar, man gebe uns später ein anderes. Am ersten Morgen begann ich
die Organisation des Zimmerwechsels beim Schalter am Eingang. Von dort wurde
ich zu einem anderen Eingang geschickt, dann in ein Sekretariat im zweiten
Stock, dann wieder zurück und so weiter. Nach allen Formalitäten hatte ich
sechs Büros betreten, mehrere Formulare ausgefüllt, x-mal unterschrieben und
begriffen, dass dieser Ablauf keine Panne war, sondern die Normalprozedur,
obwohl ich am Schluss wieder den selben Schlüssel hatte, wie für die vorige
Nacht.
Schmiergeld und Vitamin B (13.-15.2.2005)
Einen Abstecher in die Ukraine wollte ich 2005 wagen.
Ich hatte eine Reise von Estland nach Polen geplant und überlegte mir, ein
Visum für die Ukraine zu beantragen. Für ein reguläres Visum muss man genau
dokumentieren, wo man durchreisen will und auch die Adressen der
Übernachtungen im voraus angeben. Für ein Transitvisum hingegen nicht und es
ist erst noch billiger. Deshalb stellte ich bei der ukrainischen Botschaft
einen Antrag für ein Transitvisum für die Strecke von Polen durch die Ukraine
in die Slowakei, obwohl man von Polen auch direkt in die Slowakei fahren
kann. Leider funktionierte dieser Trick nicht und ich musste ein reguläres
Visum bezahlen und bekam es auch, ohne dass ich je eine Adresse angegeben
hatte. Das Visum war dann auch drei Monate gültig, und so weit ich den ukrainischen
Text verstanden hatte, gab es auch keine Bewegungseinschränkung. So versuchte
ich am 13.2.2005 mein Glück im Nachtzug Polen-Odessa. Prompt fragte die
Zöllnerin nach dem Reisedomizil und der Aufenthaltsadresse und drückte mir
ein Formular in die Hand. Bis auf die Adresse wusste ich für alles etwas
auszufüllen. Ein Student im selben Abteil meinte, ich solle einfach Hotel
Odessa schreiben, das funktionierte dann auch. Somit war die Einreise
geregelt. Das Hotel Odessa sah ich dann am Tag danach tatsächlich. Aber es
gefiel mir gar nicht
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in der Ukraine,
denn bei der Ankunft im Hauptbahnhof der Millionenstadt Odessa wollte ich
als erstes das nächste Ticket lösen. Offensichtlich war eigentlich nichts in
einer nichtslawischen Sprache angeschrieben. Einen Bancomaten gab es auch
nicht. Auch andere Umstände bewogen mich, so schnell wie möglich wieder in
die EU zurück zu reisen. Mit dem Geld aus der Innenstadt und den Zugsdaten
von den Abfahrtstafeln wollte ich an einem Schalter anstehen. Ich
beobachtete, dass die Reihenfolge, wer bedient wurde, nicht mit der
Reihenfolge der Kolonne übereinstimmte, sondern eher mit dem Grad der
Uniform. Zudem sah ich, dass man den Pass zeigen musste, wenn man ein Ticket
lösen wollte (darunter waren auch Sowjet-Pässe zu sehen), und im Pass waren
jeweils Geldscheine beigelegt. Die Bezahlung des Tickets folgte dann aber
später. Da ich keine Schmiergelder beigelegt hatte, wurde ich beim ersten
Schalter auch nicht bedient. Die Beamtin stand auf und wartete zehn Minuten,
bis ich gegangen war. An einem anderen Schalter versuchte ich es mit
derselben korruptionsfremden Überzeugung nochmals. Diese Beamtin ging dann
zuerst einen Tee holen. Nach zehn Minuten konnte ich dann aber doch noch ein
Ticket nach Lviv erhalten. Am nächsten Morgen war
ich zwar in Lviv, aber immer noch 50 km von der
polnischen Grenze entfernt. Wiederum nahm ich den Kampf an den Schaltern auf
mich, doch überall hiess es, es fahre heute kein
Zug nach Polen. Ein Geschäftsmann sprach mich darauf an, und er meinte, er
könne mich mit dem Auto mitnehmen. Ich realisierte, dass die Züge wohl schon
nach Fahrplan fuhren, aber wenn der Geschäftsmann den Beamten mitgeteilt hat,
dass sie mir kein Billet verkaufen sollen, dann habe ich keine andere Wahl.
Eine alte Frau und ich fuhren also mit seinem Auto an die Grenze. Es war kalt
und schneite und es hatte schon eine sehr lange Autokolonne. Der
Geschäftsmann überholte alle, regelte etwas im Zollhäuschen und durfte schon
den ersten Teil passieren. Beim zweiten Teil des ukrainischen Zolls mussten
wir trotz allen Beziehungen 20 Minuten warten, dann durften wir die Pässe im
Zollhäuschen vorweisen. Der Beamte hatte eine mittlere Krise, als er mich
fragte, mit welchem Auto ich unterwegs sei, und ich auf jenes Sowjetmodell
mit ukrainischer Nummer zeigte. Mein russisch war ja auch sehr mangelhaft,
aber immer noch besser als das nicht existierende englisch aller übrigen
Beteiligten. Der Geschäftsmann konnte dann alles regeln. Keine Beziehungen
hatte er offensichtlich zu den polnischen Zöllnern. Etwa drei Stunden standen
wir an, denn es wurde jedes Auto auseinander genommen. Von den drei Stangen
Zigaretten, die der Geschäftsmann dabei hatte, teilte er mir und der alten
Frau je eines vorübergehend zu. Als wir dann in Przemysl in Polen ankamen, verlangte
er mehr Geld, als der Nachtzug gekostet hatte, aber das war mir dann egal.
Minsk-Moskau
(2.7.2006)
Es war ein besonderes
Erlebnis, als ich in Basel an den Bahnhof ging und „Moskau einfach“ löste,
doch das war der Auftakt zur Weltreise. Leider konnte der Schalterbeamte zwar
das Fahrticket buchen aber nicht die Reservierung, sprich das Schlafabteil.
Unterwegs merkten Simon und ich dann auch weshalb, der Wagen, in dem wir
einquartiert waren, fuhr von Prag via Minsk nicht nach Moskau, sondern nach
St. Petersburg. Noch im Zug versuchte ich mit meinem Russisch (sehr mager)
umzubuchen, war nicht möglich war. Wir mussten also in Minsk aussteigen und
am Schalter einen Nachtzug buchen. Mit viel Glück konnte ich dort Bargeld
beziehen (kyrillischer Bancomat) und mit
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der Schalterbeamte kommunizieren.
Nach einem Stadtrundgang (bei dem sich vor dem Lenin-Denkmal einheimische
Studenten bei uns über die Diktatur beklagten, mit einem strategischen Abstand
zu den Soldaten, die das Denkmal beachten) konnten wir dann mit einem
weissrussischen Zug weiterreisen. Weissrussland schien zu dieser Zeit
derart moskaufreundlich zu sein, dass dieser Zug, der nur einer von ca. 10
Nachtzügen täglich auf dieser Strecke war, gut gefällt war und nicht einem
eine russische Zollkontrolle stattfand.
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Reise-Erlebnisse
mit Zöllnern
Drogenverdacht
(22.11.1997)
Es war im Auftakt zum Versuch, in 24 Stunden mit dem Zug durch alle 26
Kantone zu fahren. Wie meine stundenlangen Fahrplanuntersuchungen ergeben
hatten, eignet es sich am besten diese Herausforderung um fünf Uhr in St.
Maurice (Wallis) zu beginnen, damit man mit dem Nachtzug am nächsten Tag das
Tessin erreichen kann. Der 1. Zug von St-Maurice nach Genf kam damals aus
Zagreb. Um nicht die Nacht auf dem Perron verbringen zu müssen, fuhr ich am
Vorabend mit dem Zug, der mit Zagreb angeschrieben war, nach Domodossola, wo ich von halb zwei bis drei Uhr nachts
zwischen den Bergen des Val d’Ossola auf den nach
Genf fahrenden Simplonexpress wartete. Sieben Zöllner waren in Domodossola zuständig für die Kontrolle der beiden
kroatischen Nachtzüge. In der Zwischenzeit haben sie nichts zu tun. Deshalb
umzingelten sie mich. Ich hatte eigentlich nicht viel dabei; vorwiegend
Esswaren, darunter ein PET-Fläschchen mit weissem
Pulver und der Aufschrift „C6H12O6“, denn ich war in der Phase, in der ich
mich vorwiegend von Magerquark (guter Preis pro g Protein) ernährte und
deshalb immer etwas Zucker und ein Löffelchen dabei hatte. Das sah für einen
so suspekten, vergammelten jungen Grenzpendler mitten in der Nacht schon eher
nach Drogen aus. Weil ich aber das Tabellenwerk „Formeln und Tafeln“ dabei
hatte um einige physikalische Konstanten auswendig zu lernen (Zeitvertreib),
glaubten sie mir, dass ich Chemiestudent sei und C6H12O6
wirklich Glucose bedeute. Im Zug selbst kam noch ein anderer Zöllner, der
auch fragte, ob ich wirklich sicher sei, dass im Fläschchen nur Zucker sei.
Er fragte auch nach dem Billet. Als ich das GA zeigte, behauptete er, das sei
die ID. Aber er musste dann weiter und liess mich
bis Genf schlafen.
Grüne Grenze beim Zollamt (27.7.2000)
Ja, der Ostblock, der ehemalige, der hatte auch im workcamp
auf Burg Grabštejn in der tschechischen Republik
nahe der deutschen und polnischen Grenze seine Tücken. Man arbeitete im sci (service civil international) meist von zehn bis drei Uhr. Weil
die Sonne aber schon um fünf Uhr aufging und die Gegend eine wunderbare
Hügellandschaft war, unternahm ich jeweils Morgenwanderungen im Ausmass von 15-25 km. In der zweiten Woche wollten einige
Lagerteilnehmer auch mitkommen, so fern sie früh aufzustehen vermochten.
Neunmal überquerte ich dabei die tschechisch-polnische Grenze, die man am
aufgeschütteten Erdwall erkennen konnte, oder daran, dass bei den
tschechischen Höfen die Hunde angekettet waren und in Polen man ab und zu von
kalbsgrossen, fletschenden Hunden eingekreist
wurde. Die Grenzübertritte erfolgten auf der grünen Grenze, was scheinbar gar
nicht erlaubt war. Denn als ich mit der Amerikanerin Tracy Parker und dem
Tschechen Tomaš Balej zum
Dreiländereck Deutschland-Polen-tschechische Republik wandern wollte, folgten
wir der Strasse bis 200 m vor der Zollstation, wo eine Abkürzung auf der
Karte eingezeichnet war. Als der polnische Zöllner uns über den Grenzbach
springen sah, gab er einen grimmigen Pfiff von sich und winkte energisch.
Also gingen wir über den Grenzbach zurück und passierten den Zoll ordnungsgemäss. Der tschechische Zöllner hatte eine
Riesenfreude mal einen amerikanischen und einen Schweizer Pass zu sehen. Nur
glaubte er uns die Antwort „just for walking“ auf seine Frage, warum wir die Grenze überquerten,
nicht ganz. Er war auch verwirrt, dass ich die Karte in der Hand hatte und
voranging anstatt unser Tscheche. Der polnische Zöllner grollte nur und
schwieg dabei. Von der polnischen Seite her erreichten wir das Dreiländereck
und peilten von dort wieder den Zoll an. Unglücklicherweise kamen wir von der
tschechischen Seite des Bachs her und überquerten diesen, als wir es merkten,
aus purem Anstand kurz vor dem Zoll, leider vor den Augen des polnischen
Zöllners. Weil dessen einzige Fremdsprache tschechisch war, hielt er Tomaš eine lange Moralpredigt (Tracy und ich standen
abseits und taten so, als wüssten wir nicht, um was es gehe). Er habe etwas
von illegalem Grenzübertritt und 2 Tagen Gefängnis erzählt, übersetzte uns Tomaš später, auf dem Weg zum Frühstück, doch wir lachten
uns krumm.
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Terroristenverdacht
(6.10.2001)
Auf meiner Reise
in den Himalaya kam ich auf dem Hin- wie auch auf dem Rückweg durch Indien;
beide Male als ich aus Indien ausreiste, wurde ich falsch verstanden. Als der
Bus von Delhi nach Kathmandu in einem kleinen Dorf über die Grenze von Indien
nach Nepal fuhr dauerte es eine Viertelstunde, bis der Zöllner glaubte, dass
mein Pass noch gültig war. Dass der Pass im Frühling 2000 um weitere fünf
Jahre verlängert worden war stand zwar auf englisch dort, und ein gültiges
Visum war auch daneben, aber irgendwie sah man ein Problem dahinter. Aus
Anstand liess man mich dann durch. Bei der Abreise
kam ich am Flughafen Delhi durch die Sicherheitskontrolle. Zwei Tage vorher
hatte ich mir in Nepal den Koran auf deutsch gekauft, denn seit den
Flugzeugentführungen und dem Anschlag auf das World Trade Center am 11.9.2001
wollte ich den Islam besser verstehen. Zudem dachte ich, dass ich vielleicht
nebst den planmässigen 16 Stunden Wartezeit in Delhi
noch zusätzliche Stunden warten müsste, denn die Swissair hatte zwei Tage
zuvor sämtliche Flüge eingestellt. Zum guten Glück war mein Flug der erste,
den Swissair seit dem Finanzkollaps wieder flog und einer der letzten
überhaupt. Wie der Bibelvers im Losungsbüchlein angekündigt hatte (Der Herr,
dein Gott, wandelte dir den Fluch in Segen um), wurde mein Aufenthalt um zwei
Stunden verkürzt, und Swissair spendierte mir ein Nachtessen. Als ich dann
mit dem Handgepäck durch die security control ging, wollte der Zöllner kurz reinschauen. Der
arabisch angeschrieben Koran lag gerade zuoberst, sodass der Beamte mich mit
einem sehr verwunderten Blick anstarrte. Daraufhin musste ich alles
auseinandernehmen, bis zum Inhalt des Brillenetuis und des Necessaires. Ich
war froh, hatte ich das Taschenmesser im Hauptgepäck. Danach flogen wir über
Südpakistan und an der Taliban-Stadt Kandahar vorbei, einen Tag bevor der
Krieg begann.
Kosovo (9.4.2007)
2007 reiste ich durch den Balkan mit dem Ziel, möglichst
viele der kleinen, jungen Länder kennenzulernen. Der Kosovo war zwar damals
noch nicht als unabhängiger Staat anerkannt, aber gut erreichbar von Skopje
aus. Diese Gelegenheit wollte ich wahrnehmen und löste in der Hauptstadt
Makedoniens ein Busticket nach Prishtina. An der
Grenze mussten wir alle aussteigen und bei den Zöllnern der UN-Schutztruppe
antraben. Der Grenzwächter dort konnte etwas deutsch und wollte mir deshalb
auf deutsch erklären, dass, wenn ich nach Serbien weiterreisen wollte,
eventuell ein Problem mit den dortigen Beamten haben könnte, wenn er mir nun
einen Kosovo-Stempel in den Pass mache. Es gäbe die Alternative, den Stempel
auf einen Zettel zu machen. Im Gespräch vergass er dann aber sowohl den
Zettel als auch den Stempel. Ich stieg in den Bus ein, wir fuhren weiter,
doch nach zehn Kilometern überholte uns eine Polizeiauto und stoppte den Bus.
Die Polizisten stiegen ein, schauten herum, liefen zu mir, wollten meinen
Pass sehen und geboten mir auszusteigen. Es gab keine Sprache, die sie und
ich gemeinsam kannten, doch sie waren freundlich, nahmen mich noch auf eine
Routinefahrt mit, boten mir ein Cola an und brachten mich zum Zollamt zurück.
Der Zollbeamte hatte nämlich realisiert, dass er mich ohne Stempel hatte
gehen lassen und diese „Ausschaffung“ veranlasst gehabt. Mangels Bus und weil
ich den Kosovo ja nun „kennengelernt“ hatte, entschied ich mich es nicht
nochmals zu versuchen, sondern per Anhalter nach Skopje zurück zu fahren.
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