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Durchquerung des Val Cauri
(Cavrì)
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Blick von der Bocchetta Cauri ins Val Grande
hinab, rechts die Cima Pedum und das Val la Caula, im Hintergrund der Pizzo Proman Der obere Teil des Val Cauri |
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Eine der wohl abenteuerlichsten
Touren im Val Grande ist die Durchquerung des Val Cauri
von Orfalecchio zur Bocchetta
di Campo. Gefahren: Wer sich für diese Route
interessiert muss unbedingt bedenken, dass: - die Route durch den innersten und
am
meisten geschützten Teil des Val-
Grande-Nationalparks „Riserva Naturale
Integrale“ führt und man die Natur
gebührend respektiert. - die Route zahlreiche ausgesetzte
Stellen hat, wo man bei nassem Wetter
leicht ausrutschen und abstürzen
könnte. - Die Passagen durch die Bachbetten
und
Couloirs bei Regen zu reissenden
Strömen anschwellen können. Auf
keinen Fall in der Nähe eines Bachs
campieren. - die Route zwischen Alpe Corte di Mezzo
(1170 m.ü.M.) und dem Sentiero
Bove
(Punkt 7, 1800 m ü.M.) keinerlei Mark-
ierungen oder Spuren aufweist. - die Route insgesamt anstrengend ist
(ca. 2000 m Aufstieg, 11-12 Stunden) |
Karte 1:25'000 vom Instituto Geografico militare, Blatt Premoselle,
1970 Abschnitt der
Val-Grande-Hauptschlucht |
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1. Teil: Orfalecchio
– Alpe Cauri Beginnend bei der Hütte in Orfalecchio folgt man 500 m weit dem Schluchtweg
des Haupttals. Dabei passiert man die Ruinen von Orfalecchio, den Seitenbach, der die Wasserversorgung von
Orfalecchio darstellt, und einen kleinen Anstieg.
Dann muss man den Hauptbach überqueren, die geeignetste Stelle erkennt man
daran, dass auf der gegenüberliegenden Seite ein Stück Mauer zu erkennen ist,
und dass unterhalb des Übergangs ein grosser Stein im Bach liegt, auf dem
zwei kleine Bäume wachsen. Man beachte, dass der Wasserstand |
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Stein
mit Bäumen Günstigster Übergang |
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meistens höher ist als auf den Fotos
und schätze die Strömung mit Respekt ein. Auf der anderen Talseite hat es ab
und zu Markierungen wie kleine Steinhaufen, weisse Schnüre an Bäumen oder
Kerben, die bis zur Alpe Corte di Mezzo führen. Man
folgt der Hauptschlucht ca. 200 m, dann überquert man den Bach des Val Manau knapp oberhalb seiner Mündung ins Val Grande. Dem
Val Manau |
Blick vom günstigsten Bachübergang
auf- wärts,
man erkennt auch die Einmündung des Val Mauna und die Cimetta 3 |
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Bach des Val Manau |
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folgt man für die nächsten 100 m auf
der Nordseite an, der knapp erkennbare Weg schwenkt dann nach links aus und
durchquert eine Felsrippe. Man gelangt auf einen bewaldeten Grat, auf dem man
ca. 120 m Aufstieg folgen kann. Dabei trifft man sogar einen verrosteten
Eisenhaken einer ehemaligen Seilbahn an. Ohne jegliche Felsen zu durchqueren
steigt man weiter an und kommt auf den Übergang in den Sette
Cimette, nämlich zwischen Cimetta
4 und Cimetta 5 auf etwa 1040 m ü.M. Ein kleiner Abstecher auf Cimetta 4 (Punkt 1051 m) ist wegtechnisch überhaupt kein
Problem |
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Alter Seilbahnhaken am Weg (ca. 800 m.ü.M.) |
Aufstieg zu den Sette
Cimette |
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und bietet eine tolle Aussicht. Der
Abstieg ins Val Cauri besteht im oberen Teil aus
einem Zickzackweg auf steilem Grasgelände mit wenig Bäumen, welches in die
Schlucht ausläuft (nicht ausrutschen!). Der Weg hält sich gegen die rechte
Seite, folgt im unteren Teil unter den Felsen der Cima
Tuss und führt direkt in ein
Couloir hinab (ca. 150 m Abstieg seit dem Übergang). Von da an
traversiert der Weg die orographisch linke Flanke (keine Überquerung des
Baches, wie auf der Landeskarte Domodossola 1963
eingezeichnet!) in ungefähr |
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Aussicht von der Cimetta
4 auf die Cimetta
3 und die Haupt- schlucht |
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gleichbleibender Höhe und meistert ein weiteres Couloir. Wenn dann die Schlucht nach
Nordosten dreht, steigt der Weg schräg an, so dass er immer ca. 20 m über dem
Bach bleibt. In diesem Bereich ist das Wegtrassee ziemlich schmal und ein
Ausrutschen würde zu einem Fall in die Schlucht führen. Etwa auf 940 m ü.M. das heisst in der Mitte zwischen der Nordost-Drehung
der Schlucht und dem Zusammenfluss Val La Caula und
Val Cauri, steht ein grosser Steinhaufen, dort kann
man den Bach gut überqueren. Scheinbar hat es gleich nördlich der Überquerung
Ruinen, die man Alpe Cauri nennt. |
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2. Teil: Alpe
Cauri – Bocchetta di Campo Der obere Teil des Val Cauri ist sehr wild! Wahrscheinlich gibt es nur eine
einzige Möglichkeit ohne Kletterei noch oben aus dem Tal heraus zu kommen.
Die folgende Variante ist auf jeden Fall mit der Bergsteigerstufe T5 durchgekommen.
Man beachte, dass alle gängigen Karten dieses Gebiet sehr ungenau
wiedergeben; der nachfolgende Kartenausschnitt wurde im Bereich der Route
gemäss Fotos und live-Beobachtungen abgeändert. 1
Abzweigung ins Val di Ghina
mit Wasserfall und undurchquerbarem Couloir 2
Für Bergsteiger unüberwindbare Stufe im
Val Cabron 3 Arena dei quattro canali im Val Cabron 4 Porta della speranza 5 Porta d’accesso 6 Puntina d’accesso 7 Bocchetta Cauri 8 Cima del allineamento |
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Von den Ruinen der Alpe Cauri auf 950 m ü.M. folgt man
parallel zum Bach (10-20 m über dem Bach) talaufwärts zum Zusammenfluss von
Val la Caula und Val Cauri
(Punkt 970). Auch nach der Überquerung des Val la Caula-Bachs
folgt man dem Cauri-Bach weiter wie bis anhin,
dabei hat es ein gut erkennbares Trassee mit sporadischen Markierungen
(Steinhaufen oder weisse Schnüre). Auf 1170 m ü.M.
trifft man auf zwei Ruinen, die wir Alpe Corte di
Mezzo nennen. |
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Corte di Mezzo im Val Cauri |
Entsprechend einer Geländerampe steigt
die Route (ab hier nicht mehr markiert) steiler an als der Bach, der sich zur
Schlucht umwandelt. Man durchquert so den felsdurchsetzten, bewaldeten Hang
(mit einigen erdigen Couloirs, in dem man schräg ansteigt, bis auf eine Höhe
von etwa 1300 ü.M (genannt Alpe Corte
di Cima, bisher aber keine Ruinen gefunden). Dann
darf man eher horizontal weitergehen und auf den Bach treffen, der in diesem
Abschnitt gut begehbar ist: auf der Nordwestseite buschiger Wald, auf der
Südostseite Felswand. Auf ca. 1400 m ü.M. (Punkt 1
auf unserer Karte) zweigt das Val di Ghina ab, vorest mit einem Wasserfall, dann mit einem
Schlucht-Couloir und wenig später mit einer fast 100 m hohen senkrechten
Stufe. Geht man im Val Cauri
noch 20 m weiter, verzweigt es sich total. Die Verlängerung des Tals bildet ein ziemlich grünes Couloir, das im Osten von einer
grossen Felswand abgedrängt wird. Der Gipfel dieser Felswand, bildet die
optische Verlängerung des Val Cauri, deshalb nennen
wir |
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ihn Cima del
allineamento (Punkt 8). Gegen Norden geht ein grosses,
felsiges Tal aufwärts, in das nur über eine 3-m-Felsplatte (meist nass)
eingestiegen werden kann, das Tal dreht dann nach Nordosten ab und würde zu
einer Arena, in der vier Couloirs von der Corona di Ghina
zusammenkommen (Punkt 3), führen, doch dazwischen versperrt ein Wasserfall
(Punkt 2) den Durchgang für Normalsterbliche. Dieses Tal nennen wir Val Cabron, es scheint auf der Karte für die Durchquerung
das Richtige zu sein, ist es aber nicht! Unseres Erachtens ist die Durchquerung
nur möglich, wenn man in das grüne Couloir einsteigt
und die Grasflanken der Cima del allineamento aufstiegt (sehr steil) bis unter die
Felswand. An der südlichsten Ecke der Felswand, dort wo die Kante des Val di Ghina an die Felswand hochkommt, ist ein |
Punkt 1 und Cima
del allineamento
von unten |
Blick nach unten im Aufstieg von
Punkt 1 zu Punkt 4 |
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Blick hinab von der Porta della speranza (Punkt 4) Übergang, (Porta della speranza, Punkt 4), wo man in ein Vorcouloir des Val di Ghina absteigen kann (nur 10 m hinab, über bebuschtes
Gras). Man befindet sich nun an der Stelle, wo zwei fast parallele Couloirs
von der Corona di Ghina herunterkommen (das
vordere, nördlichere ist das „Vorcouloir“, das hintere das Val di Ghina), sich vereinen und gleich über die fast 100 m
senkrechte Stufe abfallen. Glücklicherweise hat es ein schmales Band von
begehbarem Hang zwischen den beiden Couloirs, knapp oberhalb der senkrechten
Stufe. Auf diesem kann man das Vorcouloir und das Val di Ghina
queren und auf die Cresta d’accesso
aufstiegen (Waldhang). Man kommt auf einen kleinen
Pass, die Porta d’accesso (Punkt 5), wo man gute |
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Von der Porta della speranza zur Porta d’acesso Von
der Porta d’accesso hinauf auf
der Cresta d’accesso zur Puntina d’accesso Blick von der Bocchetta Cauri hinab ins Val Cauri, vorbei an der Puntina d’accesso |
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Sicht auf die Cima
Sasso hat. Diesem Grat kann man nun sehr einfach hinauf folgen, am besten auf
der südlichen Seite, als Peilziel sieht man eine Felsnadel, die Puntina d’ accesso (Punkt 6).
Wenn man auf der grasigen Nordflanke die Puntina d’accesso umgeht, hat man es gleich geschafft: Auf ca.
1800 m ü.M. trifft man auf die Wasserscheide
zwischen Val Cauri und Val Pogallo,
der Bocchetta Cauri
inmitten der Corona di Ghina. Hier durch verläuft
auch der Sentiero Bove,
ein alpiner Pfad rund um das Val Pogallo. Man kann ihm entweder gegen Süden
auf die Cima Sasso folgen (wenig begangen), oder
gegen Norden zur Hütte auf der Bocchetta di Campo.
Der erste Teil dieser Route verläuft ungefähr horizontal auf der Von der Bocchetta Cauri über
den Sentiero Bove zur Bocchetta di Campo (gesehen von der Cima della
Laurasca) |
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Pogallo-Seite,
steigt soweit an, dass man auf einem Grasband zwischen zwei felsigen Partien
um einen Gipfel herumgehen kann und trifft auf den Weg, der von der Alpe Cavrua heraufkommt (besser unterhalten, gut markiert).
Über etliche Pässe und Couloirs geht es so durch die Corona di Ghina und durch die Strette del
Casè. Der letzte Aufstieg ist derjenige, der in
einem tiefen Couloir beginnt. Bei trockenem Wetter kann es sich lohnen, hier
noch Wasser zu fassen, da dieses Couloir meistens Wasser führt, in der Hütte
von Bocchetta di Campo hat es dann eben kein
Wasser. An roten Markierungen vorbei steigt man steil hinauf, am Schluss
durch eine enge felsige Kerbe, und erreicht auf ca. 2030 m.ü.M.
den Grat zwischen unterem Val Grande und oberem Val Grande. Von dort sieht
man die schöne und lang ersehnte Hütte von Bocchetta
di Campo und kann sie auf sanftem Abstieg erreichen. Die Hütte bietet
Liegeplatz für etwa 10 Personen, besitzt einen kleinen Ofen, viel Holz, das
nötige Kochgeschirr, hat aber kein Wasser (Stand 2007). Von der Bocchetta di Campo kann man das Val Grande am besten auf
dem Kretenweg zur Alpe di Scaredi
und durch das Val Loana nach Malesco
verlassen. Letzter Aufstieg
in der Strette del Casè (Sentiero Bove) |
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Korrigierte Karte Wie schon erwähnt, musste die Karte
für diesen Bericht angepasst werden, weil das Original ungenau oder falsch
war. Zur besseren Orientierung ist links noch der veränderte Teil der Karte
ohne zusätzliche Beschreibung abgebildet. Diverse Namen, die im Bericht erwähnt
werden, sind neu erfunden worden, kommen also nicht auf herkömmlichen Karten
vor. Nämlich: Sette Cimette (Cimetta 1 bis 7) Alpe Corte di Mezzo Alpe Corte di Cima Val Cabron Cima del allineamento Grünes Couloir Porta della speranza Vorcouloir Val di Ghina Porta d’accesso Cresta d’accesso Puntina d’accesso Bocchetta Cauri |
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Durchquerung der Val
Grande-Schlucht
Überquerung
der Bocchetta di Campo von Pogallo
zur Alpe Campo
Einfachster und
sicherster Zugang zum Rifugio Orfalecchio
Durchquerung des Val Cauri