konrad weber

startseite    uebersicht    kontakt

 

 

Balkan-Reise (West)

 

7. bis 15. April 2007

 

(Bericht von Konrad Weber)

 

Kantone-Velotour 1995    Niederlande 1996     Südostasien 2000      Himalaya 2001    Skandinavien 2002/03  

 Italien-Rundfahrt 2003     Türkei 2004       Tunesien 2006      Weltreise 2006      Balkan 2007     Balkan 2017  

Norwegen-Kreiskehren 2021  Frankreich-Rundfahrt 2022    Argentinien 2022    Schottland 2023

 

 

 

7. April 2007, Samstag

Um 9.15 Uhr war ich am check-in im Flughafen Zürich. Im Flug nach Wien gab es ein Frühstück. In Wien Schwechat blieb ich im internationalen Transit und kam mit einem Bus zu einem Gate mit vielen Balkanflügen. Wegen zwei Personen ohne gültig Papiere war der Abflug 20 Minuten später. Kurz nach dem Start setzte ich mich auf einen freien Fensterplatz. Im Flughafen Skopje besorgte ich Geld, stieg in ein Taxi und wollte zum nächstgelegenen Bahnhof fahren, also ins Dorf Miladinovci, machte mit dem Fahrer den Preis aber nicht ab. Den Bahnhof wollte er nicht finden und dort wurde ich falsch informiert, so dass ich weiterhin aufs Taxi angewiesen war und 60 Euro bezahlen musste, dafür „durfte“ ich mich anschnallen (im Gegensatz zu den Taxifahrten in Marokko) und er fuhr bis 150 km/h schnell auf den Landstrassen. Nach Erkundigungen am Bahnhof Skopje, einem Stadtrundgang zur Steinbrücke, der osmanischen Burg, dem Mutter-Teresa-Denkmal und zum alten Bahnhof, der 1963 bei einem Erdbeben zerstört wurde und jetzt das Stadtmuseum ist, fuhr ich mit dem Zug um 19.20 Uhr nach Bitola. Es wurde bald dunkel, so las ich im Reiseführer oder redete mit einem landwirtschaftlichen Arbeiter aus Prilep ein knappes deutsch. Um 22.55 Uhr kam ich in Bitola an und lief entlang des Stadtparks zur Altstadt. Die Fussgängerzone Maršal Tito war voll von Leuten, mitternachts sei Ostermesse. Das Hotel, in dem ich reserviert hatte, war geschlossen, aber in einem anderen gab es noch ein günstiges Einzelzimmer.

8. April 2007, Sonntag

Anstatt den Siebenuhrzug zu nehmen, beschloss ich auszuschlafen und die Umgebung anzuschauen. Nach dem Frühstück besichtigte ich die Isaak-Beg-Moschee und den Glockenturm und lief zwei Kilometer Richtung Süden zur antiken Ausgrabung von „Herakleia Lincestis“. Es hatte Marmorsäulen, Fundamente, Mosaike (die meisten waren als Schutz vor dem Winter mit Sand bedeckt) und ein Theater. Ausser mir war nur ein Tourist da, nämlich ein UNHABITAT-Mitarbeiter im Kosovo aus Bangladesh. Mit ihm wanderte ich ein wenig den Hügel hinauf, hinter einer Antenne durch aber nie über einen Zaun. Alte Bunker, ein sehr alter Panzer und alte Flugzeuge machten uns noch nicht stutzig, erst ein Zaun kurz vor der Stadt. Wir versuchten dann einen anderen Weg und kamen bis zum Tor zur Stadt. Dort wurden wir

 

balkan

dann von einem bewaffneten Soldaten zu seinem Kommandeur mitgenommen, der unsere Pässe abschrieb, denn wir waren offensichtlich in ein Militärgebiet geraten. Nach Angebot von Kaffee und Entschuldigungen ihrerseits, liess man uns gehen. Mit dem Bangladeshi lief ich nochmals durch die Altstadt, besuchte die orthodoxe Kirche, wo die Leute Schlange standen (Osterritual). Wir trennten uns am Bahnhof und ich nahm den Zug um 15.05 Uhr. Die Strecke nach Prilep war toll (ich sah sie nun bei Tag), dann redete ich deutsch oder englisch, denn jeder, der neu ins Abteil kam macht mich neu zum Gesprächsthema. Dafür halfen sie mir in Veles auf den IC nach Gefgelija (der 70 Minuten Verspätung hatte und so gerade Anschluss hatte) umzusteigen. Auf dieser Fahrt konnte ich die Flusslandschaft im Abendlicht geniessen, vor allem die Schlucht nach Demir Kapija. Um 19.10 Uhr verliess ich den Zug aus Ljubljana und suchte das Hotel Ašikot, das einfach ein Wohnhaus mit Kiosk war. Der Kiosk war die Reception, das Zimmer klein und das Etagenbad in zerfallenem Zustand.

9. April 2007, Montag

Um 4.51 Uhr weckte mich der Wecker. Der Chef war nicht da, dennoch erhielt ich um 5.04 am Kiosk meinen Pass zurück. Der Zug um 5.20 Uhr fuhr pünktlich ab, begann die Dämmerung. In Skopje löste ich ein Busbillet nach Priština. Die Abfahrt war um neun Uhr und nach 22 km war die Grenze erreicht. Am „serbischen“ Zoll waren nur UN-Leute, mehrheitlich aus der Ukraine, die serbische Flagge war nirgendwo zu sehen. Der Zöllner beriet mich auf deutsch, dass ich mit einem Stempel des Kosovo später in Serbien Schwierigkeiten bekommen könnte. Wegen einem Missverständnis gab er mir auch keinen Stempelzettel. Ich stieg in meinen Bus und wir fuhren weiter. Die ersten drei Lastwagen, die ich im Kosovo sah, waren beschriftet mit Firmen aus Küsnacht, Frutigen und Berneck. Sieben Kilometer nach der Grenze hielt uns ein Polizeiposten an, ein Polizist stieg ein, schaute alle Passagiere durch und stoppte bei mir. Er wollte meinen Pass sehen und ich musste aussteigen. Die drei kosovarischen Polizisten waren freundlich, gut ausgerüstet, sprachen aber keine Fremdsprache. Später fuhren sie mit mir noch etwas weiter Richtung Amselfeld, noch später nahm mich ein anderes Polizeiauto zum Zollamt zurück mit. Eine Übersetzerin der UNMIK half mir das Missverständnis zu klären (französisch und englisch). Mit einer Tafel Schokolade verabschiedete ich mich nach einer Stunde im Kosovo (damals noch nicht als unabhängiger Staat anerkannt) und ging über den makedonischen Zoll. Fast wäre ich mit einem Fahrer zu einem hohen Preis nach Skopje mitgefahren. Eine studierte und anglophone Kosovo-Albanerin half mir aber zu zweit eine viel günstigere Fahrgelegenheit zu finden, was ihr viel Ärger und Schimpfworte einbrachte. Den frühen Nachmittag verbrachte ich im „türkischen“ Teil von Skopje und am Makedonia-Platz Tagebuch oder las im Atlas der Weltgeschichte. Der Zug nach Niš bestand nur aus zwei Wagen und hatte viel Platz, er fuhr gut über Miladinovci (hielt sogar), Kumanovo, Preševo (problemloser Grenzübertritt) bis Vranje. Dann fing das Schleichen an, vor allem bei Brücken. Es wurde dunkel in der Schlucht der nördlichen Morava. Niš erreichten wir um 20.50 Uhr, und ich musste feststellen, dass der Zug 21.04 nach Podgorica (wie gemäss bahn.de) im April nicht fahre. So wartete ich auf den 1.15 Uhr-Zug nach Belgrad und las griechische Sagen. Es war eng im Nachtzug.

10. April 2007, Dienstag

Statt um 5.19 Uhr kam der bulgarische Zug um 6.04 Uhr an. In Belgrad sah ich noch alte Basler Trämmli. Es hatte um sieben Uhr einen Bus nach Podgorica. Ab Kraljevo wurde es landschaftlich spannend, vor allem mit der Bahnlinie im Ibar-Tal, der Ruine bei Maglic und den Hügeln, die ans Sottoceneri erinnerten. In Novi Pazar wechselten wir den Bus. In der Region Sandšak diskutierten zwei Passagiere heftig über Miloševic und die UCK. Der serbische Grenzposten war nur eine Baracke und ein Polizist schaute kurz ins Gepäckabteil. Auf der Seite Montenegros gab es eine Passkontrolle. Das Gebirge wurde steile bei Rožaje, beim Passtunnel hatte es Schnee und der Ort Berane hatte skitouristische Merkmale. Ab Kolašin an der Tara (ca. 900 m ü.M.) kam die Wasserscheide zur Adria und es ging in weitem Bogen in ein tiefes Tal hinab. Darauf folgte die lange und felsige Morača-Schlucht; später erkannte man hoch oben die Bahnrampe. Mein Sitznachbar erklärte mir auf serbisch einige Bergnamen und Klöster. Bei Sonnenuntergang um 18.55 Uhr war Ankunft in der Hauptstadt Montenegros. Im Hotel Europa nahm ich ein Einzelzimmer. Um acht Uhr machte ich noch einen Ausflug mit dem Regionalzug über den Skutarisee und durch einen Tunnel nach Sutomore, wo ich nach 10 Minuten Aufenthalt wieder zurückfuhr.

b monte

Eisenbahnbrücke oberhalb Podgorica

11. April 2007, Mittwoch

Um 6.30 Uhr nahm ich das Frühstück. Mit einem Taxi fuhr ich zur albanischen Grenze (25 km). Die Einreisegebühr von 10 Euro bezahlte ich am Zoll und wimmelte alle Taxifahrer ab, die mir verschiedenste Angebote in die albanischen Städte machten. Ich machte aber einen Spaziergang dem Skutarisee entlang bis zum Dorf Hani i Hoti (nichts los), machte Fotos vom stillgelegten Bahndamm und lief nach einer Stunde in Albanien zurück über die Grenze. Auf der einfachen Strasse nahm mich ein italienisch sprechender Albaner per Autostopp mit ins nächste Dorf (Tuzi). Dort wartete ich an der Bushaltestelle, bis mir einer eine Mitfahrt für einen Euro anbot. Das quadratische Strassennetz von Podgorica lief ich dann ab und besuchte eine Buchhandlung. Der Zug um elf Uhr existierte nicht (obwohl er auf 3 von 4 Abfahrtstafeln angegeben war, die Einheimischen wussten es). Bis um 13.30 Uhr las ich am Bahnhof in einem Buch über griechische Sagen und ass Fleischklösschen. Im Zug nach Belgrad machte ich viele Fotos die Morača-Schlucht hinauf. Es hatte viele Tunnels und hohe Brücken, die Rampe war am Schluss 500 m über dem Fluss und führte dann ein felsiges Nebental. Nach mehreren längeren Tunnels kam man immer wieder in einem anderen Seitental heraus.

In Bijelo Polje wurde die Lokomotive gewechselt. Eine Grenzkontrolle gab es nicht, die Eisenbahn führt sogar kurz durch Bosnien. Allgemein führt die tolle Eisenbahnlinie durch ein kompliziertes Relief. Nach Valjevo wurde nochmals das Tal gewechselt (mit Kehre), dann dunkelte es ein. Um 21.20 kam ich in Belgrad an und es reichte auf den Nachtzug nach Budapest. Bis Novi Sad waren noch zwei andere Passagiere im Abteil. Um 1.50 Uhr fand in Subotica eine Passkontrolle statt.

12. April 2007, Donnerstag

Um 5.20 Uhr kam ich in Budapest an und löste das nächste Billet. Erstmals seit 5 Tagen begegnete ich Touristen. Mit allem Gepäck lief ich der Hauptstrasse entlang zur Donau, freute mich an der aufgehenden Sonne, stieg durch einen Park zur Citadelle hinauf, nahm den Abstieg gegen Westen und über eine andere Brücke nach Pest zurück. Im bereitstehenden Zug schlief ich etwas. Dann die Fahrt durch die grosse Ebene, an Hügel vorbei, über Kanäle und sogar durch einen Tunnel via Sarbgrad, Dombovar und Szentlörinc nach Pécs (in drei Stunden). Nachher hatte der Zug nur noch zwei Wagen und fuhr nach der kroatischen Grenze sehr langsam. An der Grenze an der Sava gab es einen längeren Stopp. Die Lok wurde gewechselt und es kamen mehr Wagen dazu. Für die 55 km von Modrica nach Doboj hatte der Zug 85 Minuten, denn machte 25 Stopps (jeder Weiler und jeder Bahnübergang). Dann Wechsel gab es den Wechsel von der Eisenbahn der serbischen Republik zu den Eisenbahnen der bosniakisch-kroatischen Föderation. Der Zug fuhr wieder zügig das Bosna-Tal hinauf, während es eindunkelte. Pünktlich um 21.39 Uhr war ich in Sarajevo und lief die drei Kilometer auf die andere Seite der Stadt zu einem Hotel, das ein junger Bosniake in seiner Wohnung führte. Ich bezahlte in Euro, es kamen noch drei Norweger an und ich las im „survival guide“ über die Belagerung der Stadt im Jahr 1992.

13. April 2007, Freitag

Um sechs Uhr stand ich auf, der Hotelbesitzer verabschiedete mich. Ich lief steile Gassen hinunter, an vielen Moscheen vorbei und durch die Fussgängerzone dem Tram entlang zum Bahnhof. Der Zug um sieben Uhr fuhr über die Wasserscheide mit grossen Schleifen und ein langes Tal hinab nach Mostar. Im Capljina wurde auf kroatische Eisenbahn gewechselt, obwohl es nicht mehr weit war bis Ploče. Nach einem Spaziergang durch das Städtchen lief ich der Hauptstrasse nach zu einem Arm de Bačina-Sees (Karst) und zurück zum Busbahnhof. Mit einem Kleinbus fuhr ich die aussichtsreiche Strecke über Makarska nach Split. In der Altstadt ging ich in ein Hostel (verlotterte Wohnung mit 3 Zimmern). Bis um 17.30 Uhr schlief ich nach, machte dann einen Spaziergang durch die antiken Gassen, die zum Teil im ehemaligen Diokletianspalast gebaut waren. Es war sehr touristisch aber schön umgebaut. In einer Buchhandlung kannte ich gute Karten kaufen. Mit zwei Stück Pizza in der Hand lief ich auf den 178 m hohen Gipfel im Marjan-Park und genoss das Abendlicht mit der Sicht auf die Inseln und die Stadt. Im Zimmer las ich Karten und schrieb Ansichtskarten.

 

b821 Zagreb Oberstadt

Zagreb

14. April 2007, Samstag

Ich stand zwar um sieben Uhr auf, musste aber am Bahnhof feststellen, dass der 7.37-Zug, von dem ich gestern im Fahrplan gelesen hatte, erst im Juni fährt. Die nächste Verbindung war um 10.51 Uhr, bis dann verweilte ich in der Altstadt, auf dem Markt und im Park. Der Bahnhof war ziemlich leer, es gab einen Bahnersatz per Bus bis Perkovic und ich hatte Ärger wegen der fehlenden Reservation. Der Diesel-ICN bestand nur aus 2 Wagen und die Kurvenneigung lohnte sich auf dieser Strecke durch das öde Karstland. Ab Karlovac war es flach. In Zagreb las ich Fahrpläne, doch der IC um 17.50 Uhr nach Osijek war voll und ich hatte keine Reservation, so dass ich rausgeschmissen wurde. Also blieb ich noch in der Altstadt an der Abendsonne, besuchte die Kathedrale und las im Park. Im 20.50-Uhr-Schnellzug schlief ich und kam um 0.45 Uhr in Osijek an. Nach einem fünfminütigen Spaziergang um den Bahnhof und las dann in meinen Büchern und stieg um 3.40 Uhr in den nächsten Zug.

15. April 2007, Sonntag

Im Zug nach Zagreb über Kaprivnica schlief ich drei Stunden und schaute danach der vorbeiziehenden Landschaft zu. Mit einem anderen Zug fuhr ich nach Velika Gorica und lief von dort zum Flughafen. Nach dem Check-in las ich und schlief. Austrian Airlines flog mit einer kleinen Maschine um 15.25 Uhr nach Wien, ich hatte Sicht auf das Burgenland und den Neusiedler See. Nach einem guten Anschluss nach Zürich fuhr ich nach Rheinfelden und ging früh ins Bett.