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Balkan-Reise
(West) 7. bis 15. April 2007 (Bericht von Konrad Weber)
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7.
April 2007, Samstag
Um
9.15 Uhr war ich am check-in im Flughafen Zürich.
Im Flug nach Wien gab es ein Frühstück. In Wien Schwechat blieb ich im
internationalen Transit und kam mit einem Bus zu einem Gate mit vielen
Balkanflügen. Wegen zwei Personen ohne gültig Papiere war der Abflug 20
Minuten später. Kurz nach dem Start setzte ich mich auf einen freien
Fensterplatz. Im Flughafen Skopje besorgte ich Geld, stieg in ein Taxi und
wollte zum nächstgelegenen Bahnhof fahren, also ins Dorf Miladinovci,
machte mit dem Fahrer den Preis aber nicht ab. Den Bahnhof wollte er nicht
finden und dort wurde ich falsch informiert, so dass ich weiterhin aufs Taxi
angewiesen war und 60 Euro bezahlen musste, dafür „durfte“ ich mich
anschnallen (im Gegensatz zu den Taxifahrten in Marokko) und er fuhr bis 150
km/h schnell auf den Landstrassen. Nach Erkundigungen am Bahnhof Skopje,
einem Stadtrundgang zur Steinbrücke, der osmanischen Burg, dem
Mutter-Teresa-Denkmal und zum alten Bahnhof, der 1963 bei einem Erdbeben
zerstört wurde und jetzt das Stadtmuseum ist, fuhr ich mit dem Zug um 19.20
Uhr nach Bitola. Es wurde bald dunkel, so las ich im Reiseführer oder redete
mit einem landwirtschaftlichen Arbeiter aus Prilep
ein knappes deutsch. Um 22.55 Uhr kam ich in Bitola an und lief entlang des
Stadtparks zur Altstadt. Die Fussgängerzone Maršal
Tito war voll von Leuten, mitternachts sei Ostermesse. Das Hotel, in dem ich
reserviert hatte, war geschlossen, aber in einem anderen gab es noch ein
günstiges Einzelzimmer.
8.
April 2007, Sonntag
Anstatt den Siebenuhrzug zu nehmen, beschloss ich auszuschlafen
und die Umgebung anzuschauen. Nach dem Frühstück besichtigte ich die Isaak-Beg-Moschee und den Glockenturm und lief zwei Kilometer
Richtung Süden zur antiken Ausgrabung von „Herakleia
Lincestis“. Es hatte Marmorsäulen, Fundamente,
Mosaike (die meisten waren als Schutz vor dem Winter mit Sand bedeckt) und
ein Theater. Ausser mir war nur ein Tourist da, nämlich ein
UNHABITAT-Mitarbeiter im Kosovo aus Bangladesh. Mit ihm wanderte ich ein
wenig den Hügel hinauf, hinter einer Antenne durch aber nie über einen Zaun.
Alte Bunker, ein sehr alter Panzer und alte Flugzeuge machten uns noch nicht
stutzig, erst ein Zaun kurz vor der Stadt. Wir versuchten dann einen anderen
Weg und kamen bis zum Tor zur Stadt. Dort wurden wir |
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dann
von einem bewaffneten Soldaten zu seinem Kommandeur mitgenommen, der unsere
Pässe abschrieb, denn wir waren offensichtlich in ein Militärgebiet geraten.
Nach Angebot von Kaffee und Entschuldigungen ihrerseits, liess man uns gehen.
Mit dem Bangladeshi lief ich nochmals durch die
Altstadt, besuchte die orthodoxe Kirche, wo die Leute Schlange standen
(Osterritual). Wir trennten uns am Bahnhof und ich nahm den Zug um 15.05 Uhr.
Die Strecke nach Prilep war toll (ich sah sie nun
bei Tag), dann redete ich deutsch oder englisch, denn jeder, der neu ins
Abteil kam macht mich neu zum Gesprächsthema. Dafür halfen sie mir in Veles auf den IC nach Gefgelija
(der 70 Minuten Verspätung hatte und so gerade Anschluss hatte) umzusteigen.
Auf dieser Fahrt konnte ich die Flusslandschaft im Abendlicht geniessen, vor
allem die Schlucht nach Demir Kapija. Um 19.10 Uhr
verliess ich den Zug aus Ljubljana und suchte das Hotel Ašikot,
das einfach ein Wohnhaus mit Kiosk war. Der Kiosk war die Reception, das
Zimmer klein und das Etagenbad in zerfallenem Zustand.
9. April 2007, Montag Um 4.51 Uhr weckte mich der Wecker. Der Chef war nicht da,
dennoch erhielt ich um 5.04 am Kiosk meinen Pass zurück. Der Zug um 5.20 Uhr
fuhr pünktlich ab, begann die Dämmerung. In Skopje löste ich ein Busbillet nach Priština. Die Abfahrt war um neun Uhr und
nach 22 km war die Grenze erreicht. Am „serbischen“ Zoll waren nur UN-Leute,
mehrheitlich aus der Ukraine, die serbische Flagge war nirgendwo zu sehen.
Der Zöllner beriet mich auf deutsch, dass ich mit einem Stempel des Kosovo
später in Serbien Schwierigkeiten bekommen könnte. Wegen einem
Missverständnis gab er mir auch keinen Stempelzettel. Ich stieg in meinen Bus
und wir fuhren weiter. Die ersten drei Lastwagen, die ich im Kosovo sah,
waren beschriftet mit Firmen aus Küsnacht, Frutigen und Berneck. Sieben
Kilometer nach der Grenze hielt uns ein Polizeiposten an, ein Polizist stieg
ein, schaute alle Passagiere durch und stoppte bei mir. Er wollte meinen Pass
sehen und ich musste aussteigen. Die drei kosovarischen Polizisten waren
freundlich, gut ausgerüstet, sprachen aber keine Fremdsprache. Später fuhren
sie mit mir noch etwas weiter Richtung Amselfeld, noch später nahm mich ein
anderes Polizeiauto zum Zollamt zurück mit. Eine Übersetzerin der UNMIK half
mir das Missverständnis zu klären (französisch und englisch). Mit einer Tafel
Schokolade verabschiedete ich mich nach einer Stunde im Kosovo (damals noch nicht
als unabhängiger Staat anerkannt) und ging über den makedonischen Zoll. Fast
wäre ich mit einem Fahrer zu einem hohen Preis nach Skopje mitgefahren. Eine
studierte und anglophone Kosovo-Albanerin half mir aber zu zweit eine viel
günstigere Fahrgelegenheit zu finden, was ihr viel Ärger und Schimpfworte
einbrachte. Den frühen Nachmittag verbrachte ich im „türkischen“ Teil von
Skopje und am Makedonia-Platz Tagebuch oder las im
Atlas der Weltgeschichte. Der Zug nach Niš bestand nur aus zwei Wagen und
hatte viel Platz, er fuhr gut über Miladinovci
(hielt sogar), Kumanovo, Preševo
(problemloser Grenzübertritt) bis Vranje. Dann fing
das Schleichen an, vor allem bei Brücken. Es wurde dunkel in der Schlucht der
nördlichen Morava. Niš erreichten wir um 20.50 Uhr,
und ich musste feststellen, dass der Zug 21.04 nach Podgorica (wie gemäss
bahn.de) im April nicht fahre. So wartete ich auf den 1.15 Uhr-Zug nach
Belgrad und las griechische Sagen. Es war eng im Nachtzug. 10. April 2007, Dienstag Statt um 5.19 Uhr kam der bulgarische Zug um 6.04 Uhr an. In
Belgrad sah ich noch alte Basler Trämmli. Es hatte
um sieben Uhr einen Bus nach Podgorica. Ab Kraljevo
wurde es landschaftlich spannend, vor allem mit der Bahnlinie im Ibar-Tal, der Ruine bei Maglic
und den Hügeln, die ans Sottoceneri erinnerten. In
Novi Pazar wechselten wir den Bus. In der Region Sandšak
diskutierten zwei Passagiere heftig über Miloševic
und die UCK. Der serbische Grenzposten war nur eine Baracke und ein Polizist
schaute kurz ins Gepäckabteil. Auf der Seite Montenegros gab es eine
Passkontrolle. Das Gebirge wurde steile bei Rožaje,
beim Passtunnel hatte es Schnee und der Ort Berane
hatte skitouristische Merkmale. Ab Kolašin an der
Tara (ca. 900 m ü.M.) kam die Wasserscheide zur
Adria und es ging in weitem Bogen in ein tiefes Tal hinab. Darauf folgte die
lange und felsige Morača-Schlucht; später
erkannte man hoch oben die Bahnrampe. Mein Sitznachbar erklärte mir auf
serbisch einige Bergnamen und Klöster. Bei Sonnenuntergang um 18.55 Uhr war
Ankunft in der Hauptstadt Montenegros. Im Hotel Europa nahm ich ein
Einzelzimmer. Um acht Uhr machte ich noch einen Ausflug mit dem Regionalzug
über den Skutarisee und durch einen Tunnel nach Sutomore,
wo ich nach 10 Minuten Aufenthalt wieder zurückfuhr. |
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Eisenbahnbrücke
oberhalb Podgorica |
11. April 2007, Mittwoch Um 6.30 Uhr nahm ich das Frühstück. Mit einem Taxi fuhr ich zur
albanischen Grenze (25 km). Die Einreisegebühr von 10 Euro bezahlte ich am
Zoll und wimmelte alle Taxifahrer ab, die mir verschiedenste Angebote in die
albanischen Städte machten. Ich machte aber einen Spaziergang dem Skutarisee
entlang bis zum Dorf Hani i Hoti (nichts los), machte Fotos vom stillgelegten
Bahndamm und lief nach einer Stunde in Albanien zurück über die Grenze. Auf
der einfachen Strasse nahm mich ein italienisch sprechender Albaner per
Autostopp mit ins nächste Dorf (Tuzi). Dort wartete
ich an der Bushaltestelle, bis mir einer eine Mitfahrt für einen Euro anbot.
Das quadratische Strassennetz von Podgorica lief ich dann ab und besuchte
eine Buchhandlung. Der Zug um elf Uhr existierte nicht (obwohl er auf 3 von 4
Abfahrtstafeln angegeben war, die Einheimischen wussten es). Bis um 13.30 Uhr
las ich am Bahnhof in einem Buch über griechische Sagen und ass
Fleischklösschen. Im Zug nach Belgrad machte ich viele Fotos die Morača-Schlucht hinauf. Es hatte viele Tunnels und
hohe Brücken, die Rampe war am Schluss 500 m über dem Fluss und führte dann
ein felsiges Nebental. Nach mehreren längeren Tunnels kam man immer wieder in
einem anderen Seitental heraus. |
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In Bijelo Polje wurde die Lokomotive
gewechselt. Eine Grenzkontrolle gab es nicht, die Eisenbahn führt sogar kurz
durch Bosnien. Allgemein führt die tolle Eisenbahnlinie durch ein
kompliziertes Relief. Nach Valjevo wurde nochmals
das Tal gewechselt (mit Kehre), dann dunkelte es ein. Um 21.20 kam ich in
Belgrad an und es reichte auf den Nachtzug nach Budapest. Bis Novi Sad waren noch zwei andere Passagiere im Abteil. Um 1.50
Uhr fand in Subotica eine Passkontrolle statt. 12. April 2007, Donnerstag Um 5.20 Uhr kam ich in Budapest an und löste das nächste Billet.
Erstmals seit 5 Tagen begegnete ich Touristen. Mit allem Gepäck lief ich der
Hauptstrasse entlang zur Donau, freute mich an der aufgehenden Sonne, stieg
durch einen Park zur Citadelle hinauf, nahm den Abstieg gegen Westen und über
eine andere Brücke nach Pest zurück. Im bereitstehenden Zug schlief ich
etwas. Dann die Fahrt durch die grosse Ebene, an Hügel vorbei, über Kanäle
und sogar durch einen Tunnel via Sarbgrad, Dombovar und Szentlörinc nach
Pécs (in drei Stunden). Nachher hatte der Zug nur noch zwei Wagen und fuhr
nach der kroatischen Grenze sehr langsam. An der Grenze an der Sava gab es
einen längeren Stopp. Die Lok wurde gewechselt und es kamen mehr Wagen dazu.
Für die 55 km von Modrica nach Doboj
hatte der Zug 85 Minuten, denn machte 25 Stopps (jeder Weiler und jeder
Bahnübergang). Dann Wechsel gab es den Wechsel von der Eisenbahn der
serbischen Republik zu den Eisenbahnen der bosniakisch-kroatischen
Föderation. Der Zug fuhr wieder zügig das Bosna-Tal hinauf, während es
eindunkelte. Pünktlich um 21.39 Uhr war ich in Sarajevo und lief die drei
Kilometer auf die andere Seite der Stadt zu einem Hotel, das ein junger
Bosniake in seiner Wohnung führte. Ich bezahlte in Euro, es kamen noch drei
Norweger an und ich las im „survival guide“ über die Belagerung der Stadt im Jahr 1992. 13. April 2007, Freitag Um sechs Uhr stand ich auf, der Hotelbesitzer verabschiedete
mich. Ich lief steile Gassen hinunter, an vielen Moscheen vorbei und durch
die Fussgängerzone dem Tram entlang zum Bahnhof. Der Zug um sieben Uhr fuhr
über die Wasserscheide mit grossen Schleifen und ein langes Tal hinab nach
Mostar. Im Capljina wurde auf kroatische Eisenbahn
gewechselt, obwohl es nicht mehr weit war bis Ploče.
Nach einem Spaziergang durch das Städtchen lief ich der Hauptstrasse nach zu
einem Arm de Bačina-Sees
(Karst) und zurück zum Busbahnhof. Mit einem Kleinbus fuhr ich die
aussichtsreiche Strecke über Makarska nach Split. In der Altstadt ging ich in
ein Hostel (verlotterte Wohnung mit 3 Zimmern). Bis
um 17.30 Uhr schlief ich nach, machte dann einen Spaziergang durch die
antiken Gassen, die zum Teil im ehemaligen Diokletianspalast
gebaut waren. Es war sehr touristisch aber schön umgebaut. In einer
Buchhandlung kannte ich gute Karten kaufen. Mit zwei Stück Pizza in der Hand
lief ich auf den 178 m hohen Gipfel im Marjan-Park und genoss das Abendlicht
mit der Sicht auf die Inseln und die Stadt. Im Zimmer las ich Karten und
schrieb Ansichtskarten. |
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Zagreb |
14. April 2007, Samstag Ich stand zwar um sieben Uhr auf, musste aber am Bahnhof
feststellen, dass der 7.37-Zug, von dem ich gestern im Fahrplan gelesen hatte,
erst im Juni fährt. Die nächste Verbindung war um 10.51 Uhr, bis dann
verweilte ich in der Altstadt, auf dem Markt und im Park. Der Bahnhof war
ziemlich leer, es gab einen Bahnersatz per Bus bis Perkovic und ich hatte
Ärger wegen der fehlenden Reservation. Der Diesel-ICN bestand nur aus 2 Wagen
und die Kurvenneigung lohnte sich auf dieser Strecke durch das öde Karstland.
Ab Karlovac war es flach. In Zagreb las ich
Fahrpläne, doch der IC um 17.50 Uhr nach Osijek war voll und ich hatte keine
Reservation, so dass ich rausgeschmissen wurde. Also blieb ich noch in der
Altstadt an der Abendsonne, besuchte die Kathedrale und las im Park. Im
20.50-Uhr-Schnellzug schlief ich und kam um 0.45 Uhr in Osijek an. Nach einem
fünfminütigen Spaziergang um den Bahnhof und las dann in meinen Büchern und
stieg um 3.40 Uhr in den nächsten Zug. 15. April 2007, Sonntag Im Zug nach Zagreb über Kaprivnica
schlief ich drei Stunden und schaute danach der vorbeiziehenden Landschaft
zu. Mit einem anderen Zug fuhr ich nach Velika Gorica und lief von dort zum
Flughafen. Nach dem Check-in las ich und schlief. Austrian Airlines flog mit
einer kleinen Maschine um 15.25 Uhr nach Wien, ich hatte Sicht auf das
Burgenland und den Neusiedler See. Nach einem guten Anschluss nach Zürich
fuhr ich nach Rheinfelden und ging früh ins Bett. |
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