Meine
erste Tour ins Val Grande 2300 bis 222 m ü.M., Italien,
7.-8. Oktober 1999 (Bergtouren-Bericht
von Konrad Weber)
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Piz
di Campedell Piz Nair Val Grande
1999 Monte Zeda Mont Blanc Breidtind
Platåberget Chukhung Ri Rødryggen Lac d’Ifni Piz Corbet Mauna Kea Niesen Fraéle
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Am
Donnerstag, dem 7.10.1999 gingen Simon und ich um 5.21 Uhr auf den Zug und
fuhren via Bellinzona nach Malesco, wo wir um 10.35 Uhr auf 750 m ü.M.
ausstiegen. Eigentlich hatten wir in diesen Tagen einen Dreitausender
erklimmen wollen, weil in den Hochalpen aber schon zu viel Schnee lag,
entschieden wir uns, das Val Grande zu erleben, ein Tal, das uns auf der
Karte aufgefallen war, weil es gross und relativ tief gelegen, aber nicht
bewohnt oder erschlossen ist. Auf der Karte 1:50'000, deren jüngste Ausgabe
1963 vermessen war, sahen wir ein dichtes Netz von Wegen und viele Alpwiesen.
Von Malesco aus nahmen wir den alten Weg auf der linken Seite des Torrente
Loana, denn wir wussten nicht, dass auf der anderen Talseite ein Strasse
existierte. Bei der Alp All’Erta auf 1279 m ü.M. verliessen wir den
Talgrund und stiegen zur Alpe Geccio hinauf. Es war heiss und der Weg verlor
sich just unter einem Felsband, dem letzten, welches uns vor dem eigentlichen
Val Grande trennte. Die letzten acht Meter vor der Wasserscheide konnten wir
nur überwinden, weil es genug Erlenbüsche zwischen den Felsen hatte, an denen
wir uns hochziehen konnten. Der Blick ins urtümliche, grossartige Val Grande
war überwältigend. Wir traversierten zuerst zum Passo Biordo, von wo aus ich
den Monte Togano (2300 m ü.M.) bestieg. Die eigentliche Tour begann erst
da, wo wir das Val Grande vom Nordende bis zur Mündung in den Lago Maggiore
durchqueren wollten, dass es total verwildert war und als Nationalpark galt,
wussten wir immer noch nicht. Der Abstieg zur ersten Alp war gestrüppig, dann
hatten wir Brennnessel- und Farnwälder zu durchqueren (ehemalige Alpweiden,
die mit 2 m hohen Brennnesseln überwachsen waren. Wir versuchten solche Zonen
dem Bach entlang oder im Buschwald zu umgehen, was auch nicht einfacher war.
Den (ehemaligen) Weg zu finden, war alles andere als einfach, aber notwenig,
da das Urwaldgelände an vielen Stellen von Felsbändern durchzogen wurde. Ab und
zu erinnerte eine Kerbe in einem Baum daran, dass hier auch schon mal
Menschen gewesen waren. Bachüberquerungen waren auch schwierig, selbst die
Brücken, die auf der Karte eingezeichnet waren, existierten nicht, man konnte
froh sein, wenn man noch ein Stück Stahlseil fand, dann wusste man, dass man
an der richtigen Stelle war. An meinem
rechten Wanderschuh fiel unterdessen die Sohle zur Hälfte ab. Nach der
Überquerung des Torrente Rossa war der Weg zwar besser erkennbar, der
Gegenanstieg schwächte und jedoch sehr, zudem dunkelte es ein und wir machten
uns keine Hoffnung mehr, heute noch eine Wiese zu erreichen, als stellten wir
das Zelt um acht Uhr auf ein paar wenigen flachen Quadratmeter am Wegrand im
Wald vor der Alpe Basciot auf. Wir assen noch Erdnüsse, Käse, Brot und
Schokolade. Schlafen konnte ich gut, bis auf den Vorfall, als mitten in der
Nacht ein Hirsch oder was ähnliches über die Zeltschnur stolperte und sich
darüber beklagte.
Als wir am
Freitag um 6.30 Uhr aufstanden war es 2 °C kalt. Mit neuen Kräften
freuten wir uns auf die geplante Schluchtdurchquerung und waren
überrascht, als wir in In La Piana das erste intakte Haus und eine gemähte Wiese vorfanden. Der Weg
dem Fluss entlang war wieder von schlechter
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Passo Biordo und Pizzo Ragno vom
Monte Togano Das Val
Grande vom Nordende aus Cima
Pedum und In La Piana vom Passo Biordo aus Pizzo
Proman von der Alpe Biordo aus |
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Anstatt zu einer Nord-Süd-Route wurde meine
erste Val Grande-Begegnung zu einer
Nordost-Südwest-Route.
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Qualität,
es hatte vor der Bachüberquerung sogar ein Schild mit der Aufschrift „sentiero pericoloso“. Vorsichtig gingen
wir weiter. Den Hauptbach überquerten wir sicherheitshalber durchwatend
(als springend). An der Ostflanke fanden wir zwar weiterhin Baumkerben, wir waren also auf der Richtigen Spur, das war aber schon
das einzige, was darauf hindeutete. Die Spur verlief 100-150 m über
Val Grande-Schlucht
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Alpe
Serena
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Colletta
von der Alpe Serena aus
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dem
Bach, der Hang war sehr steil und felsig, aber trotzdem bewaldet (was die
Sicht verschlechterte). Am meisten Mühe machten die Seitentäler (Couloirs),
schon beim zweiten sahen wir keine Fortsetzung, ausser einem Sprung 3 m in
die Tiefe und ungewisser Weiterführung in den Felsen gegenüber. Deshalb
kehrten wir nach In La Piana zurück. Enttäuscht und ratlos berieten wir
darüber, wie wir heute noch hier raus und heim kämen. Wir wählten den Pass
mit der geringsten Höhe, und siehe da, es war auch die Route mit dem besten
Weg. Dennoch hatten wir noch sieben Stunden durch das Val Gabbio und Val
Serena über die Alpe di Collo (1728 m ü.M.). Dort trafen wir nach 22 ½
Stunden erstmals wieder Menschen. Der Abstieg nach Premosello (222
m ü.M.) war heiss und anstrengend. Um 21.45 Uhr war ich zu Hause. |
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